HINWEIS: Der eigentlich für Sonntag, 6. Dezember 2020, vorgesehene Nachhol-Rundgang JÜDISCHES DARMSTADT - Auf den Spuren der Liberalen Synagoge, der Darmstädter Novemberpogrome 1938 und des vergessenen Rabbis Bruno Italiener" muss leider - wegen der restriktiven Nicht-Genehmigungspraxis von Amts wegen - AUSFALLEN. Wir bedauern dies sehr - und hoffen, im 1. Halbjahr 2021 wieder ehrenamtlich-erinnerungskulturelle JÜDISCHES DARMSTADT-Rundgänge anbieten zu können.
Der Förderverein Liberale Synagoge muss nun doch seine noch verbleibenden drei Rundgänge im November 2020, die der Verein traditionell im Rahmen seiner Darmstädter Aktionswochen gegen Antisemitismus organisiert, auf Dezember 2020 bzw. auf Februar / März 2021 verschieben.
Zwar hatte das städtische Ordnungsamt am 5. November 2020 dem FLS eine ausdrückliche Ausnahmegenehmigung für alle vier Rundgänge im Erinnerungsarbeits-Monat November erteilt. Aufgrund einer nachtäglichen Intervention des Gesundheitsamts wurde diese bereits erteilte Genehmigung nun, einige Tage später, in dieser Woche auf einmal widerrufen. Wörtlich heißt es im Rücknahme-Schreiben des Ordnungsamts: „Nach Rücksprache mit dem inzwischen zuständigen Gesundheitsamt können die Ihnen genehmigten Veranstaltungen am Sonntag, 15. November 2020, Sonntag, 22. Dezember 2020 und Sonntag, 29 November 2020 nicht stattfinden.“
„Wir sind sehr traurig über diese überraschende Wende, weil dies bedeutet, dass wir ausgerechnet unsere, seit acht Jahren alljährlich laufenden Aktionswochen nicht bis zum Ende des erinnerungskulturell so wichtigen Monats November durchführen können“, so der Vorsitzende Martin Frenzel. Der Förderverein veranstaltet die Aktionswochen alljährlich unter dem Motto „Zukunft braucht Erinnerung“ seit 2012. Gerade erinnerungskulturelles aktives Engagement gegen Judenhass sei in diesen Zeiten notwendiger denn je. Frenzel weiter: "Es ist geradezu grotesk, dass man demokratiefreundlichen Bürger-Initiativen von unten Steine in den Weg legt, obwohl diese sich strikt an die AHA-Regeln halten und die Teilnehmenden-Zahl strikt auf zehn Personen begrenzen, während gleichzeitig gewaltbereite Rechtsextreme, antisemitische Verschwörungstheoretiker und Corona-Leugner in Leipzig, Dresden oder Stuttgart weitgehend masken- und abstandsfrei massenhaft auf den Straßen deutscher Städte aufmarschieren.“ Es entstehe der fatale Eindruck, dass Demokratiefeinde „machen könnten, was sie wollten.“ Diese Schieflage habe einen fahlen Beigeschmack. Zukunft braucht Erinnerung – diese Maxime des FLS sei gerade jetzt in Zeiten dubioser Verschwörungs- und Sündenbock-Theorien aktueller denn je.
Gerade in der Corona-Leugner- und sogenannten „Querdenken“-Bewegung und im Internet seien antisemitische Denkmuster weit verbreitet. Frenzel: „Es ist dringender denn je nötig, auch und gerade in Darmstadt ein Zeichen gegen Judenhass und für ein weltoffen-liberales, geschichtsbewusstes Darmstadt zu setzen“, erinnerte er an die hiesige Darmstädter Corona-Querfront-Bewegung, die nicht zuletzt durch den Missbrauch des Holocaust-Opfers Anne Frank und die Belästigung von SchülerInnen vor der Georg-Büchner-Schule bundesweit von sich reden gemacht hätten.
Der Entzug der Genehmigung für die November-Rundgänge werde damit begründet, dass angeblich „kein besonderes öffentliches Interesse“ hierfür vorliege. Dem
widersprach der Fördervereins-Vorsitzende Martin Frenzel mit Nachdruck: „Wir halten das aktive, demokratische Engagement gegen Antisemitismus, ganz im Gegenteil, gerade vor dem Hintergrund des
rasant anwachsenden Judenhasses und Terrors gegen Jüdinnen und Juden in Deutschland für von allerhöchstem besonderen und dringlichen öffentlichen Interesse.“ Frenzel: „Wir dürfen den öffentlichen
Raum – auch in Zeiten einer Pandemie – nicht allein den Feinden der Demokratie überlassen.“ Es gebe nicht nur die die brandgefährliche Covid-19-Seuche, sondern auch die nicht minder gefährliche
Seuche des Antisemitismus. „Politische und historische, erinnerungskulturelle Volksbildung sei gerade in Zeiten der Corona-Krise, in der das Virus des Judenhasses um sich greift, ein Muss. Wir
dürfen den Demokratieverächtern nicht allein die Arena des öffentlichen Raums überlassen – auch nicht in Zeiten einer Pandemie.“ Aufklärung und Demokratiebildung seien auch und gerade während der
uns alle in Atem haltenden Corona-Krise dringend vonnöten.
Obwohl man seitens des FLS den nachträglichen Widerruf der Ausnahmegenehmigung für fragwürdig halte, habe man sich entschieden, vorerst auf rechtliche Schritte zu
verzichten. Denn: „Wenn sich die Justiz mit der Sache befasst hätte, wären die nahen Rundgangs-Termine des Novembers vermutlich längst passé und nicht mehr zu retten gewesen.“
Der Förderverein Liberale Synagoge will nun – nach dem jähen Widerruf einer bereits erteilten Genehmigung – am Sonntag, 6. Dezember 2020 um 14.30 zumindest einen der beiden Liberale Synagoge-Rundgänge „Jüdisches Darmstadt“, die nun im November ausfallen müssen, nachholen - „vorausgesetzt, dass die Lockdown-Regeln im Dezember wieder moderater gehandhabt werden.“ Eine Woche später plane man sodann am Sonntag 13. Dezember 2020 um 14.30 Uhr den Spezial-Rundgang „Auf den Spuren der beiden deutsch-jüdischen Darmstädter Familien Wolfskehl und Blumenthal“ erneut anzusetzen.
Man werde Ende November die Lage beurteilen, in der Tagespresse und im Internet publik machen, ob die beiden Dezember-Nachholtermine stattfinden können oder nicht. „In jedem Fall werden wir zu unserm zehnjährigen Vereinsjubiläum im Februar und März 2021 zwei Liberale Synagoge-Rundgänge Jüdisches Darmstadt anbieten, am Sonntag, 23. Februar 2021, dem dann 145. Geburtstag der Liberalen Synagoge Darmstadt (am 23. Februar 1876 eingeweiht, 1938 zerstört, 2003 in wenigen Überresten wiederentdeckt) und am Sonntag 29. März 2021, jeweils 14.30 Uhr – und auch den Blumenthal/Wolfskehl-Rundgang am Sonntag 15. März 2021 wieder anbieten.
Die beiden Benefizspendenkampagnen des FLS – Darmstadt braucht eine Rabbi Bruno Italiener-Gedenktafel November 2021“ und „Darmstadt braucht einen Julius
Goldstein-Platz mit Gedenktafel 2022“ werde man nun notgedrungen in der Lockdown-Phase digital via Internet (www.liberale-synagoge-darmstadt.de) und via Facebook-Gruppe des FLS weiter
vorantreiben.
Weitere Veranstaltungen werden via Tagespresse und FLS-Homepage bekannt gegeben. Schon jetzt stehe fest, dass der Förderverein Liberale Synagoge im Frühjahr 2021 zum
10-jährigen Jubiläum des Vereins einen Vortrags- und Gesprächsabend mit dem renommierten Süddeutsche-Journalisten und Buchautor Ronen Steinke veranstalten werde, unter dem Titel „Terror gegen
Juden. Wie antisemitische Gewalt erstarkt und der Staat versagt“ (voraussichtlich im Februar/März 2021). Der preisgekrönte SZ-Reporter Steinke war bereits mit seinem gelungenen Fritz
Bauer-Vortrag zu Gast beim FLS.
Weitere Infos zu den Aktionswochen und zusätzliche Vorträge und zum zehnjährigen Jubiläumsjahr 2021 des FLS: www.liberale-synagoge-darmstadt.de
Der Förderverein Liberale Synagoge feiert in wenigen Wochen, am 25. Januar 2021, sein zehnjähriges Bestehen: Auf Initiative von Martin Frenzel, bis heute Vorsitzender des Fördervereins für aktive Erinnerungskultur, trafen sich ein Dutzend Darmstädter Bürgerinnen und Bürger, um am 25. Januar 2011 die Gründungsversammlung auf der Mathildenhöhe zu vollziehen. „Wir wollen – trotz der widrigen Corona-Pandemie-Bedingungen – unser 10jähriges Jubiläum im Januar 2021 wieder mit den gewohnten Abendveranstaltungen und natürlich den üblichen monatlichen Rundgängen in der Gedenkstätte Liberale Synagoge feiern.“ Die seit 2017 laufende Benefizspendenkampagne des FLS, „Darmstadt braucht eine Rabbi Bruno Italiener-Gedenktafel“ wurde wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr auf November 2021 verschoben. „Unser Ziel ist es, diese Tafel im Rahmen des 10jährigen Jubiläumsjahrs im Herbst 2021 in Nähe der Gedenkstätte Liberale Synagoge und zum 83. Jahrestag der Darmstädter Novemberpogrome 1938 einzuweihen“, hofft Martin Frenzel.
Bereits jetzt startet der FLS nunmehr zum 8. Mal seine DARMSTÄDTER AKTIONSWOCHEN GEGEN ANTISEMITISMUS 2020 am 8. November 2020.
„Wir sind froh, dass wir die gerade in Zeiten wachsenden Judenhasses und massiv steigender rechtsextremer Gewalt in Deutschland, auch und gerade in der Coronaleugner-Bewegung die Aktionswochen zum achten Mal in Folge durchführen können.“ So habe das städtische Ordnungsamt Abt. Sicherungswesen dem FLS ausdrücklich eine Ausnahmegenehmigung für die im November 2020 traditionell stattfindenden Rundgängen erteilt. „Damit können wir unter dem Motto „Zukunft braucht Erinnerung“ ein deutliches Zeichen für ein NIE WIEDER! Setzen“, so Martin Frenzel, der die Gründung des FLS vor zehn Jahren initiierte. „Corona hat viel mit Antisemitismus zu tun, denn wie schon bei früheren Seuchen der Menschheitsgeschichte wie der Pest haben auch diesmal wieder antisemitische Verschwörungs- und Sündenbock-Theorien Hochkonjunktur.“ Davon legten auch und gerade antisemitische Äußerungen führender VertreterInnen der Coronaleugner-Bewegung in Deutschland „trauriges Zeugnis“ ab. Frenzel wörtlich: „Wir haben es nicht nur mit der Seuche namens Covid-19 zu tun, sondern auch mit der inmitten der Pandemie blühenden und gedeihenden Seuche des Antisemitismus.“
Den Auftakt der Aktionswochen gegen Antisemitismus 2020, die der FLS seit 2012 alljährlich veranstaltet, bildet der Rundgang im Zeichen des 82. Jahrestags der Darmstädter Novemberpogrome von 1938, als auch und gerade in der damals brauen Hochburg die Jüdischen Gotteshäuser brannten und eine erste schwere Welle der Judenverfolgung geschah: „Jüdisches Darmstadt: Auf den Spuren der Liberalen Synagoge und des Darmstädter Novemberpogroms 1938“. Termin: Sonntag, 8.November 2020, 14.30 Uhr, Treffpunkt: Menora von Helmut Lortz vorm Eingang der Gedenkstätte Liberale Synagoge, Zugang Bleichstr. Höhe Gagernstr. bzw. Julius-Landsberger-Platz, Klinikumsgelände.
Weitere Rundgänge im Zeichen der Aktionswochen, die ein Zeichen für ein weltoffen-tolerantes, liberales und geschichtsbewusstes Darmstadt setzen sollen, gegen
Rechtsextremismus und Antisemitismus, finden unter dem Motto „Zukunft braucht Erinnerung“ am darauffolgenden Sonntag, 15. November 2020, 14.30 Uhr, und am Sonntag, 22. November 2020 um 14.30 Uhr
statt, beide unter dem Titel: "Jüdisches Darmstadt: Auf den Spuren der Liberalen Synagoge, der Darmstädter Novemberpogrome 1938 und Rabbi Bruno Italieners“.
Zum Abschluss der 8. Darmstädter Aktionswochen gegen Antisemitismus 2020 am Sonntag, 29. November 2020, 14.30 Uhr widmet sich der FLS-Rundgang Spezial „Jüdisches Darmstadt - Auf den Spuren Heinrich Blumenthals und Otto Wolfskehls“ den beiden Lichtgestalten des Darmstädter Reformjudentums zur Kaiserreichs- und Großherzogszeit. Treffpunkt: Johannesplatz, Nordwestseite, Ecke Wilhelm Leuschner Str. an der Blumenthal-Gedenktafel, die der FLS 2015 dort initiierte. Uhrzeit: 14.30 Uhr.
Die sonst üblichen, zusätzlichen Vortragsabende während der Aktionswochen müssen der Pandemie wegen und ob der daraus resultierenden Schutzmaßnahmen leider auf
einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Dies gilt zuvörderst für den eigentlichen am 17. November 2020 im Justus-Liebig-Haus geplanten Bildvortrag in der langjährigen Vortragsreihe
„Vergessene Darmstädter Jüdinnen und Juden“: Dieser Vortrag des Historikers und Buchautors Martin Frenzel („Eine Zierde unserer Stadt. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Liberalen Synagoge“)
über den legendären Rabbi Bruno Italiener (1881-1956), der in Darmstadt vom Kaiserreich bis zum Ende der Weimarer Republik eine fast 20jährige Ära als kämpferischer Thora-Gelehrter prägte, über
seinen Vorgänger Rabbi David Selver, aber auch den Kultur- und Technik-Philosophen Julius Goldstein und Elsbeth Juda wird nun wegen der Corona-Pandemie und des Lockdowns II auf unbestimmte Zeit
verschoben. „Wir hoffen, dass wir den Vortrag über Vergessene Darmstädter Jüdinnen und Juden 2021 werden nachholen können“, so der Tenor des FLS.
Weitere Veranstaltungen werden via Tagespresse und FLS-Homepage bekannt gegeben. Schon jetzt stehe fest, dass der Förderverein Liberale Synagoge im Frühjahr 2021 zum
10jährigen Jubiläum des Vereins einen Vortrags- und Gesprächsabend mit dem renommierten Süddeutsche-Journalisten und Buchautor Ronen Steinke veranstalten werde, unter dem Titel „Terror gegen
Juden. Wie antisemitische Gewalt erstarkt und der Staat versagt“ (voraussichtlich im Februar/März 2021). Der preisgekrönte SZ-Reporter Steinke war bereits mit seinem Fritz Bauer-Vortrag zu Gast
beim FLS.
Die vier November-Rundgänge im Rahmen der 8. Darmstädter Aktionswochen gegen Antisemitismus 2020 des FLS sind kostenlos, Spenden fürs Benefizprojekt „Darmstadt
braucht eine Rabbi Bruno Italiener-Gedenktafel“ erbeten. Vorträge: 6 € Eintritt.
Schon jetzt gestartet hat der FLS seine neue Benefizkampagne fürs übernächste Jahr „Darmstadt braucht einen Julius Goldstein-Platz mit Gedenktafel 2022!“.
„Dieser Julius Goldstein-Platz wäre im neuen Ludwigshöhviertel bestens aufgehoben“, so der FLS-Vorsitzende und Vereinsgründer Martin Frenzel abschließend.
Weitere Infos zu den Aktionswochen und zusätzliche Vorträge und zum 10jährigen Jubiläumsjahr 2021 des FLS: www.liberale-synagoge-darmstadt.de
Für alle Veranstaltungen (Rundgänge und Vortrag) gelten die AHA-Regeln in der Corona-Pandemie verpflichtend; zudem ist eine vorherige schriftliche Voranmeldung notwendig. E-Mail: martin.frenzel@liberale-synagoge-darmstadt.de