Bruno Italiener-Kampagne 2025 - Förderverein Liberale Synagoge Darmstadt e.V.

Darmstadt braucht eine Rabbiner Bruno Italiener-Gedenktafel 2024!

Kämpferischer Rabbiner in Darmstadt bei der Liberalen Jüdischen Gemeinde: Rabbi Bruno Italiener

Der Förderverein Liberale Synagoge hat im Erinnerungsarbeitsjahr 2017 – nach dem erfolgreichen Abschluss der dreijährigen Pro Karl Heß-Platz-Kampagne 2014-17 – unter dem Vereinsmotto „Zukunft braucht Erinnerung“ ein neues Projekt gestartet, die FLS-Benefizkampagne „Darmstadt braucht eine Rabbi Bruno Italiener-Gedenktafel 2024“.

Der charismatische Thora-Gelehrte, Rabbiner der Liberalen Jüdischen Reform-Gemeinde und mutige Kämpfer gegen den Antisemitismus Bruno Italiener (1881 – 1956) während der Weimarer Republik prägte eine lange Ära in Darmstadt – von 1907 bis Ende 1927 (nur unterbrochen durch das Inferno des Ersten Weltkriegs, in dem Italiener als Feldrabbiner für sein deutsches Vaterland diente).

 

Über das Leben und Wirken des „deutsch-jüdischen Patrioten“ (wie Bruno Italiener sich selber nannte) informiert der Förderverein Liberale Synagoge mit einem Bildvortrag im Juni 2017 (Donnerstag, 1. Juni 2017, 19.30 Uhr).

Titel des Vortrags des Historikers Martin Frenzel: „Deutsch-jüdischer Patriot und Darmstädter Thora-Gelehrter: Rabbi Dr. Bruno Italiener. Rabbiner, Retter der Darmstädter Pessach-Haggadah, resoluter Kämpfer gegen den Antisemitismus.“ 

Der FLS sammelt von jetzt an Spenden für die neue Rabbi Bruno Italiener-Gedenktafel.

Ziel ist es, die neue Rabbi Bruno Italiener-Gedenktafel im Vorfeld des 82. Jahrestags der Novemberpogrome von 1938, kurz vorm 9.November 2020, in Darmstadt einzuweihen.

 

Wer war Rabbi Dr. Bruno Italiener (1881-1956)?

Darmstadt - Hamburg - London: Die drei Leben des Bruno Italiener

Geboren am 6. Februar 1881 in Burgdorf bei Hannover als Sohn eines Lehrers  besuchte Bruno Italiener zunächst die jüdische Samson-Schule in Wolfenbüttel und das Hildesheimer Gymnasiums Andreanum. 1899 nahm er seine Rabbinerausbildung am Jüdisch-Theologischen Seminar in Breslau auf, wo er 1908 das Examen ablegte.

Von 1902 bis April 1903 leistete er seinen Militärdienst.

Sein parallel zur Rabbinerausbildung begonnenes Universitätsstudium, schloss er 1903 mit der Promotion (Erlangen) ab. Seine Dissertation  „Die Gotteslehre des Thomas Campanella“ erwarb er an der Alma Mater der fränkischen Hugenottenstadt.

Von 1907 an, ein Jahr vor seiner Ordination, begann seine 20jährige. nur durch den Ersten Weltkrieg unterbrochene Ära als Tabbiner der großen Liberalen Gemeinde Darmstadts.

 

Italiener diente im Ersten Weltkrieg, dem Krieg der Illusionen, als Feldrabbiner der 7. deutschen Armee an der Westfront in Frankreich.

In den Jahren 1914, 1915 und 1916 schrieb er Kriegstagebuch, das bereits  1916 in der Schrift „Von Heimat und Glauben“ erschien.

 

Nach der Niederlage des Ersten Weltkriegs, 1918, setzte Rabbi Bruno Italiener seine kriegsbedingt unterbrochene Tätigkeit als Liberaler Thora-Gelehrter Darmstadts nahtlos fort.

Italiener machte nicht nur als charismatischer Kanzelredner und Rabbiner von sich reden, sondern auch als weltoffener und weltgewandter Denker, Publizist und Mann der Wisenschaft: So verfasste er zahlreiche Aufsätzen zur Wissenschaft des Judentums, setzte zudem mit der bis heute international einzigartigen Faksimile-Edition der sog. Darmstädter Pessach-Haggada Maßstäbe.   Auch publizierte er eine Monographie zur Geschichte der illuminierten Haggadot (1927).

 

Italiener sah sich - seinem Selbstverständnis nach - als „deutsch-jüdischer Patriot“. Früh tat er sich als mutiger, aufrechter Kämpfer gegen den Antisemitismus der Weimarer Republik hervor.

Schon 1920 brachte Italiener seine Streitschrift gegen den Antisemitismus, „Waffen im Abwehrkampf“, heraus, die gleich in mehreren Auflagen herauskam.

Immer wieder betonte Rabbi Bruno Italiener sein Credo, dass die Deutschen jüdischen Glaubens selbstverständlicher Teil  der deutschen Gesellschaft seien.

 

Ende 1927 wechselte Bruno Italiener von Darmstadt in die Hanse-Metropole Hamburg zum dortigen Liberalen sog. Israelitischen Tempelverbands. Unter Italieners neuer Ägide weihte der Hamburger Tempelverband  1931, zwei Jahre vor dem Ende der Weimarer Demokratie, in Harvestehude eine imposante Synagoge mit bis zu 1200 Plätzen ein. Unter Italiener und dem Kantor Kornitzer, erlebte die Hamburger Liberale Jüdische Gemeinde eine Blütezeit - und dies kurz vor Beginn der Nazi-Diktatur.

 

1928 forderte Rabbi Bruno Italiener in seiner Eigenschaft als Lehrer der Helene-Lange-Oberrealschule, öffentlich die Einführung eines eigenen jüdischen Religionsunterrichts. Von April 1929 erfüllte sich dieser Traum für kurze Zeit: Rabbi Bruno Italiener durfte Jüdischen Religionsuntericht an seiner Schule praktizieren...

 

1937 wurde das 120-jährige Tempeljubiläum mit einer Rede Italieners groß gefeiert, unter Italieners Leitung sei die Tempelgemeinde zu einer lebendigen jüdischen Gemeinschaft geworden, heißt es in Berichten.

1937 wurde Italiener Oberrabbiner.

 

Doch 1938 wurde der Tempel, die große Hamburger Liberale Synagoge, bei den Novemberpogromen von den Nazis geschändet und zerstört.

Italiener war damit der letzte Rabbiner der Hamburger Tempelbewegung.

1939 vertrieben ihn die Nazis mit seiner Familie (seiner Frau und seinen beiden Töchtern) via Brüssel nach London.

Von 1939 bis 1941 arbeitete Rabbi Bruno Italiener im East End an der St. George's Settlement Synagogue, von 1941 bis 1951 als Assistant Minister an der West London Synagogue of British Jews

 

Überliefert ist sogar ein Briefwechsel Italieners mit Karl Wolfskehl, der 1946  stattfand, als der Sohn Otto Wolfskehls in seinem neuseeländischen Exil weilte.

 

Auch nach seinem Ruhestand 1951, blieb Italiener weiter aktiv als Rabbiner und jüdischer Gelehrter - und arbeitete an der Edition zweier Festschriften für seinen engen Weggefährten Leo Baeck mit.

1954 in West-Berlin firmierte  Bruno Italiener überdies als Gastrabbiner.

 

Am 17. Juli 1956 erlag Bruno Italiener seinen Verletzungen infolge eines Sturzes.

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