Termin: Mittwoch, 10. Februar 2021, 20.00 Uhr
per Zoom-Online-Konferenz wg. der Corona-Pandemie / Hinweis: Voranmeldung ist notwendig, Sie erhalten dann einen Link zur kostenlosen Teilnahme.
Gemeinsame der Veranstaltung des Jüdischen Bildungs- und Kulturforums Darmstadt in Kooperation mit dem FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE DARMSTADT e.V.
Erich Bienheim (1898–1962), aus der winzigen Gemeinde Duingen in Norddeutschland stammend, studierte an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin bei Ismar Elbogen und bei Leo Baeck. Er promovierte in Würzburg und war von 1924 bis 1927 Rabbiner in Berlin. Von 1928 bis 1939 folgte Erich Bienheim seinem legendären Vorgänger Rabbi Bruno Italiener an der Liberalen Synagoge in Darmstadt. Mit der Machtübernahme der Nazis verlor er alles, was er sich bis dahin aufgebaut und erreicht hatte.
Am 10. November 1938 wurde Bienheim - nahezu zeitgleich mit der völligen Zerstörung des Sakralbaus in der Friedrichstr./Fuchsstr. - von der Darmstädter Gestapo seiner Freiheit und Menschenwürde beraubt und verhaftet. Bienheim wurde - wie zahlreiche andere männliche Deutsche jüdischen Glaubens - ins Todes-, Quäl- und Zwangsarbeitslager KZ Buchenwald bei Weimar verschleppt. Von dort entließen ihn seine Peiniger nach vier Wochen unter der Bedingung, er möge Deutschland so rasch wie möglich zu verlassen. 1939 floh er - gewaltsam aus seiner deutschen Heimat von den Nazis vertrieben - ins Exil nach England. Bienheim war dort von 1946 bis 1949 als Rabbiner an der West-End-Synagoge in London und von 1949 bis kurz vor seinem Tod 1962 an der Reformsynagoge in Bradford tätig.
Rabbi Walter Rothschild widmet sich dem Leben und Wirken Bienheims, der sich trotz aller Widrigkeiten mit einer neuen Sprache in einem neuen Land wieder etablieren konnte – in der englischen Heimatstadt des Autors, dessen Vorfahren ebenfalls dort ihr Exil fanden. 2012 war Rothschild, der Bienheim-Biograf, bereits zu Gast auf Einladung des Fördervereins Liberale Synagoge Darmstadt e.V. und sprach damals über den vierten und letzten Thora-Gelehrten der Liberalen Gemeinde Darmstadts vor dem Holocaust (nach Julius Landsberger, David Selver und Rabbi Bruno Italiener).
Termin: Dienstag, 23. Februar 2021, 20.00 Uhr, Zoom-Vortrag, Voranmeldung erbeten: martin.frenzel@liberale-synagoge-darmstadt.de - Teilnahme kostenlos, Spenden aber erbeten
Spenden für die neue FLS-Benefizspendenkampagne "Darmstadt braucht eine Rabbiner Bruno Italiener-Platz und eine Bruno Italiener-Gedenktafel Frühjahr 2022!" erbeten - ebenso wie für unser neues Benefizspendenprojekt: "Darmstadt braucht einen Julius-Goldstein-Platz mit Gedenktafel November 2022!"
Diese Veranstaltung kann wegen der Corona-Pandemie umständehalber leider nicht, wie geplant, in Präsenz, sondern nur als ZOOM-Online-Abend stattfinden.
Voranmeldung nötig: martin.frenzel@liberale-synagoge-darmstadt.de.
In seinem Buch "Terror gegen Juden" analysiert Ronen Steinke die Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland seit der Nachkriegszeit.
Das Ergebnis: Judenfeindlichkeit war nie verschwunden, erstarkt wieder und die Ermittlungsbehörden versagen. Gegenwärtig ist das furchtbare Attentat auf die Synagoge in Halle 2019 - die Liste weiterer Anschläge ist lang.
Dazu gehören auch Schändungen jüdischer Friedhöfe, wie die lange Chronik antisemitischer Gewalttaten seit 1945 zeigt, die Steinke in seinem Buch aufführt.
Ronen Steinke liest aus seinem Buch und spricht mit Martin Frenzel.
Zeit, dass Polizei und Justiz, aber auch die deutsche Zivilgesellschaft endlich aufwachen!
In Deutschland hat man sich an Zustände gewöhnt, an die man sich niemals gewöhnen darf: Jüdische Schulen müssen von Bewaffneten bewacht werden, jüdischer Gottesdienst findet unter Polizeischutz statt, Bedrohungen sind alltäglich. Der Staat hat zugelassen, dass es so weit kommt - durch eine Polizei, die diese Gefahr nicht effektiv abwehrt, sondern verwaltet; durch eine Justiz, die immer wieder beschönigt.
Der jüdische Autor Ronen Steinke, selbst Jurist, ist durch Deutschland gereist und erzählt von jüdischem Leben im Belagerungszustand. Er trifft Rabbinerinnen und Polizisten, konfrontiert Staatsschützer, Geheimdienstler und Minister mit dem Staatsversagen. Viel muss sich ändern in Deutschland. Was zu tun wäre, erklärt dieses Buch.
Ronen Steinke, Jg. 1983, ist Redakteur und Autor der Süddeutschen Zeitung. Seine juristische Doktorarbeit über Kriegsverbrechertribunale von 1945 bis heute wurde von der FAZ als „Meisterstück“ gelobt. Im Piper Verlag erschien seine Biografie über Fritz Bauer, den mutigen Ermittler und Ankläger der Frankfurter Auschwitz-Prozesse, die mit „Der Staat gegen Fritz Bauer“ 2015 preisgekrönt verfilmt und in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Im Berlin Verlag erschien 2017 das hochgelobte Buch Der Muslim und die Jüdin. Die Geschichte einer Rettung in Berlin.
Foto Ronen Steinke: (c) Piper Verlag.