Der Darmstädter Carlo Mierendorff, galt als Literat,
Hoffnungsträger der deutschen Sozialdemokratie, hellsichtiger Analytiker der NS-Bewegung und begeisternder, glänzender politischer Redner. Er war Pressereferent des legendären hessischen Innenministers Wilhelm Leuschner und
als Reichstagsabgeordneter der SPD zentraler Gegenspieler Goebbels. Die Nazis rächten sich 1933 grausam und quälten ihn jahrelang in ihren Konzentrationslagern, ohne jedoch seinen Kampfgeist brechen zu können. Kaum aus der Haft entlassen, engagierte sich Mierendorff in der Widerstandsgruppe
Kreisauer Kreis. Bei einem Bombenangriff der Alliierten auf Leipzig stirbt er 1943. Carlo Mierendorff, ehemaliger Schüler des Ludwig-Georgs-Gymnasiums in Darmstadt und Herausgeber expressionistischer Literatur-Gazetten (Die Dachstube, Das
Tribunal), gilt heute als eine Schlüsselfigur des zivilen Widerstands gegen das NS-Regime. Der Mierendorff-Experte und -Biograf Dr. Ullrich Amlung spricht über einen, der auch und gerade in Darmstadt prägend wirkte und der, bei einem
geglückten Tyrannenmord durch Stauffenberg, als Regierungssprecher vorgesehen gewesen wäre. Mierendorff fand auf dem Darmstädter Waldfriedhof seine letzte Ruhestätte. Dieser Abendvortrag ist Teil der gemeinsamen Wanderausstellung
"Was konnten Sie tun? Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1939-1945" der Volkshochschule Darmstadt in Kooperation mit der Ev. Erwachsenenbildung, dem Kath. Bildungszentrum nr30 und des Fördervereins Liberale Synagoge Darmstadt e.V. - Abendkasse vorhanden (aber erst ab 19.45 Uhr)!
Im Juni 1937 stellte die katholische Wochenzeitung „Darmstädter
Nachrichten“ während der NS-Diktatur ihr Erscheinen ein. Vorausgegangen war eine Kontroverse zwischen dem Redakteur der Zeitung, Pfarrer Dr. Valentin Degen, und der Gestapo, die Degen 46 Tage in Haft hielt. Der Vortrag erinnert an die Geschichte dieser Zeitung und die Auseinandersetzungen zwischen der Katholischen Kirche und dem NS-Regime in Darmstadt.
Widerstand gegen das NS-Terrorregime und den SS-Staat: Damit verbinden die meisten Deutschen meist nur den Offiziers-Widerstand des 20. Juli 1944 eines Graf
Stauffenberg und vielleicht noch die Studentengruppe Weiße Rose um Sophie und Hans Scholl. Dass auch kleine Leute in Uniform, also Mannschaftssoldaten, Unteroffiziere und Offiziere mit niedrigen
Dienstgraden, Widerstand geleistet haben, fand bislang nur wenig Beachtung. Er verfolgte andere Ziele als der Widerstand hochrangiger Generalstabsoffiziere. Jahrzehntelang verweigerte man dem
mutigen Hitler-Attentäter von 1939 Georg Elser, der als Erster den Tyrannenmord wagte, die nötige Anerkennung. Erst in jüngster Zeit wird klar: Der zivile Widerstand gegen das NS-Regime war
weitaus breiter und vielfältiger als früher angenommen. Einer dieser Retter in Uniform, war der Darmstädter Wehrmachtsoffizier Karl Plagge. Er rettete im litauischen Wilna mindestens 250
jüdischen Zwangsarbeitern das Leben. Aber jahrzentelang blieb Plagge die ihm gebührende Anerkennung versagt. Die tendenzielle Missachtung des Widerstands der kleinen Leute in den Jahrzehnten nach
dem Zweiten Weltkrieg und der Befreiung von der Nazi-Diktatur geschah keineswegs zufällig. Nach dem Willen einflussreicher national-konservativer Traditionsverwalter sollte er erst gar nicht in
den Blick kommen. Andersfalls hätte man den Ungehorsam der Deserteure, Exekutionsverweigerer und Retter als legitim anerkennen müssen. Wieso aber nutzten nur so wenige ihre
Handlungsspielräume?
Prof.Dr. Wolfram Wette gehört zu den renommiertesten deutschen Historikern, gilt als ausgewiesener Widerstands-Experte und ist Autor zahlreicher Bücher zum
Thema. Wette veröffentlichte 2014 das Buch "Ehre, wem Ehre gebührt! Täter, Widerständler und Retter (1939–1945)", 2013 Feldwebel Anton Schmid. Ein Held der Humanität und 2011 die Monographie Karl
Jäger. Mörder der litauischen Juden."
Dieser Vortrag ist Teil der gemeinsamen Wanderausstellung "Was konnten Sie tun? Widerstand gegen den Nationalsozialismusd 1939-1945" der Volkshochschule
Darmstadt in Kooperation mit der Ev. Erwachsenenbildung, dem Kath. Bildungszentrum nr30 und des Fördervereins Liberale Synagoge Darmstadt e.V. - Abendkasse vorhanden (aber erst ab 19.45 Uhr)!
1933 übernahmen Hitler und die Nazis die politische
Macht in Deutschland. Sie errichteten eine Diktatur. Die meisten
Deutschen folgten dem neuen Regime begeistert, passten sich an, weil sie sich davon Vorteile erhofften. Manche blieben passiv. Aber nur wenige Menschen stellten sich den massiven Verletzungen der Menschen- und Bürgerrechte, den Verbrechen der neuen Machthaber entgegen. Diese Wenigen zeigten Anstand,
aufrechten Gang und Zivilcourage: Sie nutzten jene Möglichkeiten, die es auch unter den Bedingungen der Diktatur noch für politisches Handeln gab. Jeder Einzelne musste sich entscheiden, ob er sich den braunen Machthabern anschloss,
untätig abwartete oder Widerstand leistete. Mit dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 begann der Angriffs- und Vernichtungskrieg der Nazis, der Zweite Weltkrieg. Die deutsche Luftwaffe legte Hunderte polnischer Städte mit „größter Härte“ (Hitler) in Schutt und Asche. Der Vernichtungskrieg begann nicht erst 1941 beim Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion, sondern begann bereits im ersten Kriegsjahr 1939 gegen Polen. Tausende von Menschen – Juden, Katholiken – wurden von den sog. „Einsatzgruppen“ der Deutschen ermordet. Lenker dieser gezielten Massenmorde war der Darmstädter
SS-Täter Dr. Werner Best (1903-1989). Das Regime ging noch brutaler gegen seine Gegner vor. Trotzdem kämpfte eine kleine Minderheit der Deutschen weiter aktiv gegen das NS-Regime.
Zu ihnen gehörten wesentlich Darmstädter Widerstandskämpfer wie Wilhelm Leuschner, Theodor Haubach, Ludwig Schwamb und
nicht zuletzt Carlo Mierendorff, dessen 120. Geburtstag 2017 Anlass für diese Ausstellung in Darmstadt ist. Auch der Darmstädter Schindler, Karl Plagge, zeigt, dass Rettungswiderstand sogar in Uniform möglich war: Er rettete
Hunderten Menschen jüdischen Glaubens in Wilna das Leben. Die Ausstellung zeigt, wie vielfältig die Formen des Widerstands gegen das NS-Regime und den SS-Staat waren. Manche Menschen verbreiteten Informationen ausländischer Rundfunksender, druckten Flugblätter und verteilten sie. Andere halfen verfolgten Deutschen jüdischen Glaubens, Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeitern. Und einige versuchten, den Tyrannen Hitler zu stürzen, um seine verbrecherische
Herrschaft und den Vernichtungskrieg zu beenden.
Dienstag, 14. März 2017, 19.30 Uhr, Ort: Volksbank Darmstadt-Südhessen, Hügelstr.8-20,
Darmstadt
Eine gemeinsame Veranstaltung des FÖRDERVEREINS LIBERALE SYNAGOGE in Kooperation mit dem SV Darmstadt 98
Ein Abend im Rahmen der gemeinsamen Pro Karl Heß-Kampagne 2016/17
Vortrag von Dr. Elke Gryglewski
(Stellvertretende Direktorin und Leiterin der Bildungsabteilung der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz Berlin)
Termin: Donnerstag, 2. März 2017
19.30 Uhr
im HAUS DER GESCHICHTE, Eckart G. Franz-Saal, Karolinenplatz, Darmstadt-City
Eintritt: 5 Euro
Ein Abend des FÖRDERVEREINS LIBERALE SYNAGOGE DARMSTADT e.V.
Termin: Dienstag, 24. Januar 2017, 19.30 Uhr, im Hauptgebäude der Volksbank Darmstadt-Südhessen, Hügelstr. Veranstalter: Förderverein Liberale Synagoge in Koop. mit dem SV Darmstadt 98. Ein Abend im Rahmen der gemeinsamen Pro Karl Heß-Kampagne 2016/17
9. April 1933: In Stuttgart verabschieden die bedeutendsten Fußballvereine Süddeutschlands eine Erklärung, in der sie dem Nazi-Regime ihre Mitarbeit anbieten – „insbesondere die Entfernung der Juden aus den Sportvereinen“ betreffend.
Veröffentlicht wird die Erklärung auf der Titelseite des „Kicker“, in dessen Kopfzeile als Herausgeber noch der Deutsche jüdischen Glaubens, Walther Bensemann, steht – der Mann, der den Fußball nach Deutschland brachte. Unter Deutschlands Fußballpionieren des ausgehenden 19. Jahrhunderts und den Fußballaktivisten der Weimarer Republik befanden sich eine Reihe deutsch-jüdischer Bürger. Hinzu kamen die jüdischen Entwicklungshelfer aus den
kontinentaleuropäischen Fußballmetropolen Budapest und Wien, die als Trainer u.a. für den FC Bayern München und den 1.FC Nürnberg arbeiteten. Viele Jahre war dies alles selbstverständlich. Nun aber wird dieser Konsens durch die Nazis und ihre Kollaborateure im deutschen Fußball mit aller Brutalität und innerhalb kürzester Zeit zerstört. Die deutsch-jüdischen Aktivisten
werden aus ihrer Heimat vertrieben oder ermordet und aus der Geschichte des deutschen Fußballs herausgeschrieben.
Erst ein gutes halbes Jahrhundert nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beginnt man sich wieder der Juden im deutschen Fußball zu erinnern. Der Referent wird sich in seinem Vortrag vor allem der Geschichte der Menschen jüdischen Glaubens beim FC Bayern München und Ajax Amsterdam widmen.
Termin: Sonntag, 15. Januar 2017, 15.00 Uhr, vorm Eingang des Böllenfalltorstadions, Nieder-Ramstädter Str.
Es sprechen:
Oberbürgermeister Jochen Partsch
Rüdiger Fritsch, Präsident des SV Darmstadt 98
Martin Frenzel, Vorsitzender und Gründer des Fördervereins Liberale Synagoge, Initiator und Ideengeber des Karl Heß-Platzes und der Karl Heß-Gedenktafel.
Begleitmusik: Irith Gabriely (Darmstadts Queen of Klezmer)
Eine gemeinsame Veranstaltung des Fördervereins Liberale Synagoge, des SV Darmstadt 98 und der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Bei Schneetreiben findet die Veranstaltung indoor im nahegelegenen V.I.P.-Zentrum des SV DA 98 statt.