Der Förderverein Liberale Synagoge startet zum fünften Mal in Folge die Darmstädter Aktions-Wochen gegen Antisemitismus 2016 unter dem Motto „ZUKUNFT BRAUCHT ERINNERUNG“. Erstmals hatte der FLS diese Veranstaltungsreihe im Herbst 2012 initiiert und organisiert. „Wir wollen damit ein Zeichen wider den drastisch anwachsenden Antisemitismus und die menschenverachtende völkisch-rechtsextreme und rechtsautoritäre, gewaltbereite Ideologie setzen – Zukunft braucht Erinnerung!“, so Martin Frenzel, Gründer und
Vorsitzender des Fördervereins Liberale Synagoge. Man sei angesichts des wachsenden Antisemitismus und Rechtspopulismus in Europa und in Deutschland tief besorgt. Frenzel wörtlich: „Antisemitismus hat heute viele Gesichter –
mal rechtsextrem, mal linksextrem, oder islamistisch, aber verstärkt auch aus der bürgerlichen, akademisch geprägten Mitte.
Judenfeindschaft ist, das zeigen neueste Studien und auch der
Antisemitismus-Bericht der Bundesregierung – heute ein Phänomen, das leider längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.“ Es sei unfassbar, dass das Gift des
Antisemitismus und des Hasses auf Minderheiten heute noch nachwirke, angesichts der Europäischen Judenvernichtung, der fast sechs Millionen Menschen zum Opfer fielen.
Frenzel wörtlich: „Die liberale Demokratie zeichnet sich aber wesentlich dadurch, wie sie mit ihren Minderheiten umgeht und sie schützt.“
Barbara Ludwig, stellv. Vorsitzende des FLS, verwies auf die Tatsache, „dass wir auch und gerade in der Region ein wachsendes Rechtsextremismus-Problem haben. Und weiter: „Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere offene, demokratische
Gesellschaft von rechtsextremen Kräften beschädigt wird, wir müssen die braune Bedrohung unserer Demokratie ohne Wenn und Aber bekämpfen“, so Ludwig. „Dem müssen wir durch konsequente Aufklärung und eindeutiges Engagement
für eine weltoffene Stadtgesellschaft entgegentreten. Im Zentrum steht der Artikel 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar!“, so die stellvertretende Vorsitzende Vassiliki Togrouzidou.
Der Förderverein Liberale Synagoge wolle mit seinem Netzwerk-Programm der 5. DARMSTÄDTER AKTIONS-WOCHEN GEGEN ANTISEMITISMUS 2016 einen Beitrag für eine
empathische, weltoffen-solidarische und liberale Darmstädter Stadtgesellschaft leisten.
Die 5. Darmstädter Aktions-Wochen gegen Antisemitismus 2016 stehen im Zeichen des 140. Geburtstags der Liberalen Synagoge Darmstadt, des 70. Jahrestags des sog. Darmstädter Synagogenbrandprozesses von 1946 und des 75. Jahrestags des
deutschen Überfalls auf die Sowjetunion 1941, der den Beginn des Vernichtungskriegs dort markierte.
Federführender Hauptveranstalter der 5. Darmstädter Aktions-Wochen 2016 ist der gemeinnützige, erinnerungskulturell
engagierte Förderverein Liberale Synagoge Darmstadt e.V., der dabei mit dem ASTA der TU Darmstadt, der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, SV Darmstadt 98, dem Darmstädter Förderkreis Kultur, Loungefilm, das Rex Programmkino/Kinopolis, der
Wissenschaftsstadt Darmstadt kooperiert.
Zudem setzt der FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE seine neue Öffentlichkeitskampagne „DARMSTADT braucht einen Dr. Karl Hess-Platz 2017!“ in Kooperation mit dem SV Darmstadt fort. „Wir werden unsere Kampagne solange fortführen, bis Darmstadt
endlich einen Karl Heß-Platz hat“, so Martin Frenzel, Initiator der Karl Heß-Platz-Idee und Vorsitzender des Fördervereins Liberale Synagoge. Mit diesem neuen Karl Hess Platz, zu dem man auch wieder eine Gedenktafel ermöglichen werde, wolle man den letzten deutsch-jüdischen, heute vergessenen SV Darmstadt 98-Präsidenten Dr. Karl Hess ehren (1900 – 1975) – ähnlich, wie dies auch der FC Bayern München mit Kurt Landauer und der FSV Mainz 05 mit Eugen Salomon getan hätten. Hess, in der
Weimarer Republik hoch angesehener Lilien-Präsident und renommierter Rechtsanwalt, wurde von den Nazis illegal aus dem Amt gejagt, aus seiner Heimatstadt Darmstadt gewaltsam vertrieben und floh ins Brasilien-Exil. „Wir bleiben in Sachen Karl Hess-Platz unbeirrt weiter am Ball“, so FLS-Vorsitzende Martin
Frenzel. Ziel sei die Einweihung des neuen Karl Hess-Platzes mit Tafel vorm Merck-Stadion am Böllenfalltor im Frühjahr 2017 (voraussichtlich Sonntag, 15. Januar 2017), nachdem der vom FLS aus erinnerungskulturellen Gründen favorisierte Termin 4. November 2016 leider nicht zustande gekommen sei. „Wir
bedauern das, sehen aber nach vorn, sind in dieser Frage ganz pragmatisch: Wir freuen uns auf die gemeinsame Einweihung des Karl-Hess-Platzes und der Karl Heß-Gedenktafel im einträchtigen Dreiklang – Stadt, FLS und SV DA 98 Mitte Januar 2017“, so der Tenor beim FLS, „Hauptsache, die Idee des Fördervereins
Liberale Synagoge eines Karl Heß-Platzes für Darmstadt wird endlich in die Tat umgesetzt.“
Der Förderverein Liberale Synagoge wolle mit seinem Netzwerk-Programm der 5. DARMSTÄDTER AKTIONS-WOCHEN GEGEN ANTISEMITISMUS 2016 unter dem Motto "ZUKUNFT BRAUCHT ERINNERUNG" einen Beitrag für eine empathische, weltoffen-solidarische und liberale Darmstädter Stadtgesellschaft leisten, so
der Initiator der Tage und Vorsitzende des Fördervereins Liberale Synagoge, Martin Frenzel am heutigen Montag (31.10.) auf der Pressekonferenz zum Start der Aktionstage.
Programm der 5. Darmstädter Aktionswochen gegen Antisemitismus 2016
Hochkarätige Teilnehmer konnten auch diesmal für das Programm unter dem Motto „ZUKUNFT BRAUCHT ERINNERUNG“ gewonnen werden:
Ein Highlight der Darmstädter Aktionswochen ist diesmal der Auftritt des international renommierten deutschen Historikers Professor Dr. Wolfgang Benz: Der langjährige Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU
Berlin spricht am Dienstag, 1. November 2016, 19.30 Uhr im Haus der Geschichte anlässlich des 75. Jahrestags des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion von 1941 zum Thema „Unterwerfung – Unterdrückung – Vernichtung“.
Am Freitag, 11. November 2016, 19.30 Uhr, stellt der Historiker und FLS-Vorsitzende Martin Frenzel in seinem Vortrag über „Vergessene Darmstädter Juden“ –wie zum Beispiel
Elisabeth Schumacher, Julius Goldstein, Rabbi Dr. Bruno Italiener, den Mediziner Hugo Berger und dem vergessenen deutsch-jüdischen Lilien-Vorsitzenden Dr. Karl Heß (1900 – 1975) –vor. Auch das Schicksal einer 1870 in Darmstadt geborenen Deutschen jüdischen Glaubens steht im Blickpunkt, die 1943 im
Vernichtungslager Sobibor ermordet wurde und deren Gedenkstein Frenzel bei einem Besuch in der Gedenkstätte Sobibor zufällig entdeckt hat. „In der Gedenkstätte des Vernichtungslagers Belzec“, so Frenzel weiter, „gibt es einen
Gedenkstein neben zahllosen weiteren Städtenamen, auf dem steht ein einziges Wort steht: „DARMSTADT“.
Ein FLS-Zeitzeugengespräch „Zukunft braucht Erinnerung“ findet anlässlich des 70. Jahrestages des Darmstädter Synagogenbrand-Prozesses von 1946 sowie des Darmstädter Babi Jar-Prozesses von 1968 am Montag, 21. November 2016, 19.30 Uhr, im Literaturhaus, Kasinostr. statt. Teilnehmer ist u.a. der bekannte Darmstädter Rechtsanwalt Hansfred Glenz, 1968 Pflichtverteidiger im Babi Jar-Prozess. Zeitzeuge Hansfred Glenz, Jahrgang
1929, geboren in Rheinhessen, seit 1933 in Darmstadt wohnhaft, ging in die Ohlyschule direkt gegenüber von der Liberalen Synagoge Friedrichstraße/Fuchsstraße. Vor 70 Jahren fand unmittelbar nach der Befreiung von der NS-Diktatur der Darmstädter Synagogenbrand-Prozess von 1946 gegen die SA-Schergen um W. Mahla statt, die 1938 die drei jüdischen
Gotteshäuser zerstört hatten.
Der Sporthistoriker und Buchautor Bernd M. Beyer, Cheflektor des Werkstatt Verlags, spricht am Montag, 28. November 2016, im Schlosskeller, Marktplatz 15, zum Thema „Walther Bensemann: Der Mann, der dem Fußball nach Deutschland brachte“. Der Fußball-Pionier des Kaiserreichs, Walther Bensemann, war Begründer zahlreicher Fußballvereine in Süddeutschland, darunter der Keimzellen des heutigen FC Bayern München und von
Eintracht Frankfurt, er war 1920 Gründer des Magazins „Kicker“, im Jahr 1900 Mitbegründer des DFB und weltoffener Fußball-Visionär. Beyer hat über Bensemann eine gelungene Biografie geschrieben.
Rundgänge „Jüdisches Darmstadt“
Am Sonntag 6. November, 20. November und 27. November 2016 lädt der FLS zu drei kostenlosen Rundgängen im Erinnerungsort Liberale Synagoge zum Thema: Jüdisches
Darmstadt – Auf den Spuren der ehemaligen Liberalen Synagoge, eines NS-Verbrechens und des SV Darmstadt 98-Vorsitzenden Dr. Karl Heß“ ein. Alle drei FLS-Rundgänge stehen im Zeichen des
78. Jahrestags der Darmstädter Novemberpogrome
von 1938, als auch in unserer Stadt die drei jüdischen, damals noch existierenden Gotteshäuser im Beisein zahlreicher Schaulustiger und der Darmstädter Feuerwehr vor aller Augen geschändet und zerstört wurden: Die große Liberale Synagoge, aber auch die beiden kleineren jüdischen Gotteshäuser, die
Orthodoxe sog. Wickopsche Jugendstilsynagoge (Bleichstr.) und die Eberstädter Land-Synagoge an der Modaubrücke in Eberstadt.
Ein weiterer FLS-Rundgang Spezial widmet sich dem Thema: „Jüdisches Darmstadt - Auf den Spuren Heinrich Blumenthals und Otto Wolfskehls - Vom "Louvre" zum Wolfskehlschen
Garten“ am Sonntag, 4. Dezember 2016, 14.30 Uhr. Ein kostenloser FLS-Rundgang durchs Johannesviertel (ehemaliges Blumenthalviertel samt Fahrt zum Bessunger Wolfskehlschen Garten per Straßenbahn (Ticket bitte selbst organisieren!). Treffpunkt: Johannesplatz, Rondell Nordseite, an der Heinrich Blumenthal-Gedenktafel.
Programm-Kino Rex & FLS: Preisgekröntes Holocaust-Filmdrama „Son of Saul“
Wie in den Vorjahren beteiligt sich auch das Darmstädter Rex Programmkino / Kinopolis an den 5. Darmstädter Aktionswochen gegen Antisemitismus 2016 des FLS: So zeigt das RexKino in Kooperation mit dem Förderverein Liberale Synagoge den von der Filmkritik feierten, Furore machenden Spielfilm an den beiden ersten Sonntagen des Dezembers 2016 – Sonntag, 4. Dezember 2016, und Sonntag, 11. Dezember 2016, im Rex Programm-Kino Darmstadt, Helia-Passage/Grafenstr. Das vielbeachtete ungarische Auschwitz-Filmdrama „Son of Saul“ (2015;
Originaltitel: Saul fia, deutsch „Sauls Sohn“) des Regisseurs und Autors László Nemes zeigt die Möglichkeiten und Grenzen des Widerstands in einem NS-Vernichtungslager während der Shoah und der Zeit der NS-Verbrechen. Das Drehbuch schrieben Filmemacher Nemes und Clara Royer. Der Film gewann den Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film 2016. Bereits bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2015 bekam er den Großen Preis der Jury. Bei den Golden Globe Awards
2016 erhielt dieses Kino-Drama der anderen Art zudem den Preis als bester fremdsprachiger Film. 2016 belegte Son of Saul laut einer Umfrage der BBC zu den 100 bedeutendsten Filmen des 21. Jahrhunderts den 34. Platz. Für den Kritiker Daniel Kothenschulte der „Frankfurter Rundschau“ gehört Son of Saul zu
den „ganz wenigen künstlerisch relevanten Filme, die es über dieses Thema gibt.“ Frank Schnelle von epd Film beschreibt die Arbeit des Filmemachers: „Die Art und Weise, in der Regisseur László Nemes dieses Geschehen inszeniert, ist neu- und einzigartig.“
Auf der Spur des neuen, verkappten Antisemitismus
Zum Abschluss der Aktionswochen lädt der FLS zu einem weiteren Highlight ein: Am Mittwoch, 14. Dezember 2016, 19.30 Uhr, kommen die beiden mehrfach preisgekrönten
Dokumentar-Filmemacher und Rundfunk-Journalisten Esther Schapira und Georg M. Hafner nach Darmstadt und stellen ihr Buch "Israel ist an allem Schuld. Warum der Judenstaat so gehasst wird“ vor. Schapira (Jg. 1961) ist Redakteurin für
Politik und Gesellschaft beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt und dort Ressortleiterin der Abteilung Zeitgeschichte. 2007 erhielt sie – zusammen mit Georg M. Hafner, Frankfurt – die Buber-Rosenzweig-Medaille 2007. Der Buchautor, Publizist und Filmemacher Hafner (Jg. 1947) war bis 2012 Abteilungsleiter der
Redaktion „Politik und Gesellschaft“ beim HR-Fernsehen und Kommentator bei den ARD-Tagesthemen. Für seine Filmdokumentationen erhielt er u.a. den Bayerischen
Fernsehpreis, den Adolf-Grimme-Preis und den Prix Europa. Zu ihren vielbeachteten, von der Kritik positiv besprochenen Dokumentar-Filmen gehören u.a. „Der Tod lebt weiter – Die
Kinder von Auschwitz und ihre Familien“ und „Die Akte B. – Alois Brunner: Die Geschichte eines Massenmörders“ (beide von 1998). Im Jahr 2000 erschien ihr Buch „Die Akte Alois Brunner. Warum einer der größten Naziverbrecher noch immer auf freiem Fuß ist“. Das aktuelle Buch „Israel ist an allem Schuld“ (Eichborn
Verlag, 2015) versteht sich als Abrechnung mit dem neuen, verkappten Antisemitismus in unserem Land. Ort: Rüdiger Breuer Saal, Jüdische Gemeinde, Wilhelm Glässing-Straße.
Gefördert durch Bundesprogramm „Demokratie leben“
Hauptveranstalter der 5. Darmstädter Aktionswochen 2016 ist der gemeinnützige, erinnerungskulturell engagierte Förderverein Liberale Synagoge Darmstadt e.V., der mit dem ASTA der TU Darmstadt, der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, dem SV
Darmstadt 98, dem Darmstädter Förderkreis Kultur, der Loungefilm und der Wissenschaftsstadt Darmstadt kooperiert.
Die Aktionswochen werden auch diesmal durch das Bundesprogramm "Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ des
Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.
Kampagne „Darmstadt braucht einen Karl-Heß-Platz“ wird bis 2017 fortgesetzt
Weiterhin setzt der Förderverein Liberale Synagoge seine Kampagne „Darmstadt braucht einen Dr. Karl Heß-Platz 2017!“ in Kooperation mit dem SV Darmstadt 98 fort.
„Wir, der Förderverein Liberale Synagoge, sind und bleiben der
Vorreiter der Karl Heß-Platz-Initiative“ – die Kampagne wird so lange laufen, bis Darmstadt endlich einen Karl Heß-Platz hat“, sagte Martin Frenzel, der Initiator der Kampagne ist, von dem Idee eines Karl Heß-Platzes für Darmstadt stammt. Mit einem Karl Heß-Platz, wolle der FLS den letzten deutsch-jüdischen, heute vergessenen SV Darmstadt 98-Präsidenten Dr. Karl Heß
(1900–1975) ehren – ähnlich, wie dies auch der FC Bayern München mit Kurt Landauer und der FSV Mainz 05 mit Eugen Salomon getan haben. Heß, in der Weimarer Republik angesehener Lilien-Präsident und renommierter Rechtsanwalt,
wurde von den Nazis illegal aus dem Amt gejagt, aus seiner Heimatstadt Darmstadt gewaltsam vertrieben und floh ins Exil nach Brasilien. „Wir sind sehr froh, dass es im April 2016 endlich gelungen ist, enge Kontakte zu den in den USA lebenden Nachkommen der Familie zu knüpfen.“ Heß und seine Frau sind in
Porto Allegre (Brasilien) begraben. „Wir bleiben in Sachen Karl Hess-Platz weiter am Ball“, so der FLS-Vorsitzende Martin Frenzel. Ziel sei nun die Einweihung des neuen Karl Heß-Platzes mit Tafel vorm Jonathan Heimes-Stadion am Böllenfalltor im Frühjahr 2017 (voraussichtlich Januar 2016), nachdem der vom FLS favorisierte Termin im November 2016 leider nicht zustande gekommen sei.
„Wir bedauern das, sehen aber nach vorn“, so der Tenor beim FLS. Man habe gemeinsam mit dem SV DA 98 in den letzten Wochen und Monaten am Text der vom FLS initiierten Karl Heß-Gedenktafel „Zukunft braucht Erinnerung“ gearbeitet,
die künftig auf dem neuen Karl Platz-Platz stehen soll.
„Kicker, Kämpfer, Legenden“
Mit Blick nach vorn wird der Förderverein Liberale Synagoge auch die hochgelobte, bundesweite Wanderausstellung „Kicker,
Kämpfer und Legenden“, die deutsche Spieler, Trainer und
Vereinsaktive jüdischen Glaubens thematisiert, von Mitte
Januar bis März 2017 nach Darmstadt holen. Nähere Informationen gibt es dazu in Bälde. Der FLS zeigt die Schau sowie ein Rahmenprogramm in Kooperation mit dem Partner SV Darmstadt 98. „Diese Ausstellung ist ein wichtiger Meilenstein unserer Karl Heß-Kampagne „Darmstadt braucht einen Karl Heß-Platz, die wir vom Förderverein Liberale Synagoge im Januar 2014 begonnen haben und seit März 2016 gemeinsam mit den Lilien stemmen“, so Frenzel. „Wir wollen damit zeigen, wie stark
deutsch- jüdische Fußballspieler, Trainer, Funktionäre und Vereinsaktive den deutschen Fußball maßgeblich mitgeprägt haben.“
Ein kostenloser Info-Flyer des FLS mit dem Gesamtprogramm wird in Kürze zu den 5. Darmstädter Aktions-Wochen gegen Antisemitismus“ erscheinen.
Mehr Infos per E-Mail: martin.frenzel@liberale-synagoge-darmstadt.de / Außerdem unter: www.liberale-synagoge-darmstadt.de.
Der FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE hat die heutige
Entscheidung des Magistrats, einen Karl Heß-Platz vor dem Merck-Stadion am Böllenfalltor zu ermöglichen, ausdrücklich begrüßt. „Wir freuen uns, dass die Stadtregierung sich damit unsere Idee in vollem Umfang zu eigen gemacht und
unseren Vorschlag eines Karl Heß-Platzes für Darmstadt positiv aufgegriffen hat“, sagte der Vorsitzende des Fördervereins Liberale Synagoge, Martin Frenzel. Der Förderverein Liberale Synagoge hatte die Idee eines Karl Heß-Platzes bereits 2013, vor dem Aufstieg der Lilien und hatte die FLS-Kampagne „Darmstadt braucht einen Karl Heß-Platz“ Anfang 2014 gestartet.
„Diese späte Ehrung des vertriebenen SV Darmstadt 98-Vorsitzenden, Fußballpioniers und Deutschen jüdischen Glaubens, Dr. Karl Heß (1900 – 1975), nach über 70 Jahren ist mehr als überfällig“, so der Tenor.
Heß stehe stellvertretend für viele andere deutsch-jüdische
Sportler, die während der Nazi-Diktatur systematisch ausgegrenzt, entrechtet, verfolgt, vertrieben und vernichtet wurden. Und weiter: „Wir freuen uns auch sehr, dass die in Brasilien und den USA lebenden Nachkommen der Darmstädter Familie Karl Heß die Zukunft braucht Erinnerung-Initiative des Fördervereins Liberale Synagoge für einen Karl Heß-Platz sehr positiv aufgenommen haben.
Der renommierte deutsche Historiker Prof. Dr. Norbert Frei
habe bei einer Veranstaltung des Fördervereins Liberale Synagoge betont, dass „Erinnerungsarbeit immer von unten kommen“ müsse. Der Förderverein Liberale Synagoge erklärt daher, dass „wir sehr froh sind, dass der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt unser basisdemokratisches und bürgerschaftliches
erinnerungskulturelles Engagement von unten in Sachen Karl Heß-Platz nun nach dem SV Darmstadt 98 ebenfalls aktiv
unterstützen möchte.“ Man sehe den Magistratsbeschluss als „Zeichen der Anerkennung unserer Karl Hess-Platz-Idee.
Der FLS wörtlich: „Wir freuen uns sehr über die Wertschätzung unserer Initiative, in Darmstadt einen Karl Heß-Platz einzuweihen.“
Der Förderverein Liberale Synagoge fordere nach wie vor,
dass der neue Karl Heß-Platz zu Ehren der Opfer des Holocausts und Judenverfolgung auch und gerade Darmstadt am Freitag, 4. November 2016 kurz vorm 78. Jahrestag der Darmstädter Novemberpogrome vorgenommen wird, als auch in Darmstadt die jüdische Gotteshäuser brannten und eine Menschenjagd begann.
„Wir freuen uns, dass unsere FLS-Idee eines Karl Heß-Platzes
derartigen Anklang findet und darauf, den von uns initiierten Karl Heß-Platz nun gemeinsam mit dem SV Darmstadt 98 und der Wissenschaftsstadt Darmstadt am
4. November 2016 einzuweihen“, so der FLS abschließend.
Der Förderverein Liberale Synagoge habe um des gemeinsamen
Ziels willen eine Kooperation mit dem SV Darmstadt 98 geschlossen, die bereits am 1. März 2016 in Kraft getreten sei.
Darmstadt, den 14. April 2016
Der Förderverein Liberale Synagoge startet ins neue Erinnerungsarbeitsjahr 2016 mit zwei zentralen Projekten: Das 140 Jahre Liberale Synagoge-Jubiläum und das Karl Heß-Projekt (ab März gemeinsam mit dem SV Darmstadt 98).
So wird der FLS das ganze Jahr über mit Veranstaltungen an den runden Geburtstag der Liberalen Synagoge erinnern – das
Jüdische Gotteshaus feiert 2016 seinen 140. Geburtstag.
Die Liberale Synagoge, ein eindrucksvoll-prachtvoller Sakral- und Monumentalbau von 24 Metern Höhe, der die Dächer Darmstadts überragte, war am 23. Februar 1876, vor genau 140 Jahren, im Beisein der versammelten Stadt und großherzoglichen Landesprominenz eröffnet worden. Erbaut wurde sie durch den Stadtbaumeister Eduard Köhler vor allem dessen Assistenten Stephan Braden. „Diese Liberale Synagoge war, wie es damals hieß, eine ‚Zierde unserer Stadt‘, gehörte bis zur Zerstörung im November 1938 während der Darmstädter Novemberpogrome zu den bedeutenden Wahrzeichen unserer Stadt“, so der Vorsitzende des Fördervereins Liberale Synagoge, Martin Frenzel.
Zum 140. Geburtstag am kommenden Dienstag, 23. Februar 2016, wird der Förderverein Liberale Synagoge gleich in zweifacher Weise an die Geschichte des verschwundenen, heute vergessenen Gotteshauses an der Friedrich-/Fuchsstr.
erinnern: Zum einen wird es – wie jedes Jahr seit Gründung des Vereins im Januar 2011 – einen kostenlosen Spezial-Rundgang „140 Jahre Liberale Synagoge Darmstadt. Auf den Spuren des Jüdischen Darmstadts und eines NS-Verbrechens“ in der Gedenkstätte Liberale Synagoge Klinikumsgelände geben. Termin: Dienstag, 23. Februar 2016, 14.30 Uhr. Am gleichen Tag wird es abends um 19.30 Uhr einen Bildvortrag des Fördervereins Liberale Synagoge im Rüdiger Breuer-Saal der Jüdischen Gemeinde (Wilhelm-Glässing-Str.) geben: Dort erinnert der Historiker und Buchautor („Eine Zierde unserer Stadt.“ Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Liberalen Synagoge Darmstadt“) Martin Frenzel an das Gotteshaus. Titel des Vortrags: „Eine Zierde unserer Stadt. 140 Jahre Liberale
Synagoge (1876 – 1938 – 2003)“. Der Vortrag schlägt einen Bogen von der Einweihung vor 140 Jahren 1876 durch den Großherzoglichen Rabbiner Dr. Julius Landsberger über die Schändung und Zerstörung des Sakralbaus während der
NS-Novemberpogrome 1938 bis zur scheinbar wundersamen Wiederkehr der Fragmente des Gotteshauses im Oktober 2003, vor dreizehn Jahren. Seit dem 9. November 2009 befindet sich auf dem Klinikumsgelände ein bundesweit einzigartiger
Erinnerungsort. Auch der sog. Darmstädter Synagogenbrand-prozess von 1946 steht im Blickpunkt des Abends.
„Wir wollen mit diesen beiden Jubiläums-Veranstaltungen zum Auftakt einen Beitrag gegen das Vergessen leisten, getreu dem Motto unseres Fördervereins „Zukunft braucht Erinnerung“, so Frenzel weiter. Alle interessierten Besucherinnen und Besucher könnten im Übrigen am Abend das Modell der Liberalen Synagoge von Christian Häussler in der Jüdischen Gemeinde besichtigen.
Zudem plant der Förderverein Liberale Synagoge für 2016, vier bis fünf ausgewählte Darmstädter Schulen zu kontaktieren
(geplant sind u.a. das Ludwig-Georgs-Gymnasium, Bernhard Adelung-Schule, Justus-Liebig-Schule, Georg Büchner-Schule) , um dort vor Schülerinnen und Schülern den halbstündigen, sehenswerten Dokumentarfilm des Darmstädter Filmemachers Florian Steinwandter-Dierks, „Wenn Steine aus der Mauer schreien: Die Liberale Synagoge“ zu zeigen. Anschließend solle es jeweils ein Zeitzeugengespräch und Gelegenheit für Fragen und Diskussion geben. Der Film war 2013 mit maßgeblicher Unterstützung (Recherche und historische Beratung) durch den Förderverein Liberale Synagoge entstanden.
„Es ist wichtig, dass gerade junge Leute für eine geschichtsbewusste Haltung sensibilisiert werden“, so die stellv. Vorsitzende des Fördervereins Liberale Synagoge, Barbara Ludwig. „Gerade in einer Zeit, in der immer weniger Zeitzeugen noch leben, sind neue Formen der aktiven Erinnerungskultur dringend nötig“, so Ludwig weiter. Man wolle Schulen ausdrücklich ermuntern, mit dem FLS Kontakt aufzunehmen. Das Angebot sei kostenlos und werde 2017 fortgeführt. „Wir hoffen
auf positive Resonanz.“
Im Laufe des Frühjahrs/Frühsommers 2016 sei zudem eine weitere Veranstaltung des Fördervereins Liberale Synagoge in der Jüdischen Gemeinde im Zeichen des 140jährigen Liberale Synagoge-Jubiläums geplant. Das Programm im Stile eines
Tags der Offenen Tür wird in Bälde bekanntgegeben.
Das andere zentrale Projekt ist die 2014 vom Förderverein Liberale Synagoge gestartete Kampagne „Darmstadt braucht
einen Karl Heß-Platz vorm Merck-Stadion am Böllenfalltor November 2016!“ Ziel sei es, den neuen Karl Heß Platz am Freitag, 4. November 2016, vorm Merck-Stadion am Böllenfalltor einzuweihen. Frenzel wörtlich: „Diese späte Ehrung und Rehabilitierung für den heute weithin vergessenen SV Darmstadt 98-Vorsitzenden Dr. Karl Heß ist mehr als überfällig – und ein Beitrag gegen das Vergessen. Wir haben diesen Karl Heß-Platz gefordert, da wussten viele in seinem eigenen Verein gar nicht mehr, wer dieser Mann war.“ Die Einweihung des Karl Heß-Platzes geschähe wenige Tage vorm 78. Jahrestag der Darmstädter Novemberpogrome 1938. Karl Heß (1900 – 1975), Deutscher jüdischen Glaubens, war Vorsitzender der Lilien von 1928 bis
1933, davor zudem stellv. Vorsitzender und reichsweit anerkannter Fußball- und Sport-Pionier. Auch als Rechtsanwalt genoss er hohes Renommee. Die Nazis jagten Heß jedoch 1933 nach der Machtergreifung in Hessen illegal wegen ihrer rassistischen Ideologie aus dem Amt, raubten ihm und seiner Familie die Existenzgrundlage (Berufsverbot als Rechtsanwalt), vertrieben ihn aus seiner Geburts- und Heimatstadt. Heß floh nach Frankreich – von dort 1939 dann ins Brasilien-Exil (Rio de Janeiro, später Porto Alegre). Von 1963 – 1969 kehrte Heß aus Heimweh für kurze Zeit nach Darmstadt zurück – trotz großer innerer Bedenken. In seiner letzten Lebensphase zog es ihn 1970 wieder in sein rettendes Exil Brasilien, wo er 1975
starb. Teile seiner Nachkommen leben heute in den USA. Frenzel dazu: „Es ist just dieser Tage gelungen, nach intensiver Recherche in Sachen Karl Heß – es haben sich etliche
Zeitzeugen gemeldet – auch Kontakte jenseits des Atlantiks, nach Brasilien und vor allem in die USA zu den Nachkommen von Karl Heß knüpfen. Unsere erinnerungskulturelle Spurensuche in Sachen Karl Heß vervollständigt sich immer mehr, der lange Atem hat sich gelohnt“, sagte Martin Frenzel. Die in den USA
lebende Karl Heß-Enkelin habe dem Förderverein Liberale Synagoge „ausdrücklich für die Idee und Initiative Ihres Vereins gedankt, meinen Großvater zu ehren.“
Die Enkelin wörtlich in ihrem Dankesbrief an den FLS: „Diese vom Förderverein Liberale Synagoge initiierte Ehrung eines Karl Hess-Platzes für meinen Großvater Karl Heß bewegt mich sehr.“
Vorbild für die FLS-Initiative seien die Ehrungen Kurt Landauers beim FC Bayern München und von Eugen Salomon beim FSV Mainz 05. Letzterer wurde in Auschwitz von den Nazis
ermordet, so Frenzel.
„Wir freuen uns sehr, dass der Vorstand des SV Darmstadt 98 unsere Idee und Initiative für einen Karl Hess-Platz mit Gedenktafel voll umfänglich unterstützt“, so
FLS-Vorsitzender Martin Frenzel. Man lege Wert darauf,
dass "wir die Idee eines Karl Heß-Platzes bereits lange VOR dem medial vielbeachteten Bundesliga-Aufstieg der Lilien geboren und öffentlich gemacht haben."
Man werde nun gemeinsam mit dem SV Darmstadt 98 das weitere gemeinsame Vorgehen von März 2016 an beratschlagen,
die Weichen für die Einweihung des Platzes stellen. Frenzel wörtlich: „Wir freuen uns auf eine gute, partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Lilien!“
Wenn alles gut gehe, dann würden am 4. November 2016 auch mehrere Verwandte der Familie Heß bei der Platz-Einweihung zugegen sein. Nach wie vor sucht der Förderverein Liberale Synagoge Zeitzeugen, die etwas über Karl Heß erzählen können.
Fürs 1. Halbjahr 2016 sind seitens des Fördervereins Liberale Synagoge folgende Projekte geplant:
So wird es am Mittwoch, 27. April 2016 um 19.30 Uhr einen FLS-Kulturabend unter dem Motto „Darmstadt braucht einen Karl Heß-Platz“ geben – „Rabbiner Witz und Klezmer Musik“ mit der Schauspielerin Iris Stromberger, die selbst Mitglied des Fördervereins Liberale Synagoge ist, der Darmstädter Queen of Klezmer Irith Gabriely und dem Pianisten und Komponisten Peter Przystianiak. Am Donnerstag, 12. Mai 2016, spricht Martin Frenzel in einem Bildvortrag über „Wer war Karl Heß? Der vergessene SV Darmstadt 98-Vorsitzende. Von Darmstadt ins Brasilien-Exil“ (19.30 Uhr, Vortragssaal, Haus der Geschichte).
Bei allen Veranstaltungen werde man ab sofort Unterstützer-Unterschriften seitens der Bürgerinnen und Bürger „PRO Karl
Heß-Platz“ einsammeln. „Wir wollen damit unserer Basis-Initiative von unten Nachdruck verleihen.“
Zudem plant der FLS fürs 2. Halbjahr 2016 im Herbst eine Veranstaltung über den die bedeutende, maßgebliche Rolle jüdischer Deutscher im deutschen Fußball. So sei etwa der Name des DFB die Idee eines Deutschen jüdischen Glaubens gewesen.
Auch in der FLS-Reihe „Vergessene Darmstädter Juden“ von Martin Frenzel werde man im November an verfolgte, vertriebene und vernichtete Darmstädter Persönlichkeiten erinnern – an Rabbiner wie Bruno Italiener (60.Todestag!), Vertreter aus dem Sport wie Karl Heß, Hans Juda und Howard Adler, aber auch an namhafte Darmstädter Rechtsanwälte, von denen Karl Heß ebenfalls einer war, ehe er von Nazis mit Berufsverbot belegt und aus der Heimat vertrieben wurde.
Von März 2016 wird es zudem jeden Monat einen Liberale Synagoge-Rundgang des Fördervereins Liberale Synagoge in der Gedenkstätte geben (Sommerpause Juli/August ausgenommen) – im Erinnerungs-Hauptmonat November sogar zwei Rundführungen. Titel aller FLS-Rundgänge: „Jüdisches Darmstadt. Auf den Spuren der Liberalen Synagoge, des SV Darmstadt 98-Vorsitzenden Karl Heß und eines NS-Verbrechens“.
Neu ins Programm aufgenommen hat der FLS einen neuen Rundgang „Auf den Spuren Heinrich Blumenthals und des Blumenthalviertels“. Ein Termin sei für den Frühherbst
vorgesehen. Man wolle damit an den Gründer des Johannesviertels und Stadtplaner erinnern, der auch erster Gemeindevorsteher der Liberalen Gemeinde war – und
das Heinrich Blumenthal-Rondell an der Nordseite des Johannesplatzes so bekannter machen. Dort steht auf Initiative des FLS seit dem 7. November 2015 eine Gedenktafel zu Ehren Heinrich Blumenthals.
Seit kurzem sei überdies der Doku-Film „Wenn Steine aus der Mauer schreien: Die Liberale Synagoge“ von Florian Steinwandter-Dierks in voller Länge auf der Homepage des
Fördervereins Liberale Synagoge unter www.liberale-synagoge-darmstadt.de zu sehen.
Im Laufe des Jahres 2016 plane man auch, den „uns anvertrauten“ Nachlass der Julius Goldstein-Tochter Elsbeth Juda (1911 – 2014) zu sichten. Sodann werde man denselben an ein öffentliches Archiv übergeben. Der Förderverein Liberale Synagoge hatte 2013 die Präsentation der Foto-Werke der
deutsch-englischen Meisterfotografin und gebürtigen Heinerin Elsbeth Juda initiiert und gemeinsam mit der Kunsthalle Darmstadt in die Tat umgesetzt.
Das Jahr 2016 steht auch im Zeichen des 75. Jahrestags des deutschen Überfalls auf die damaligen Sowjetunion 1941 und der großflächigen Ausweitung des Vernichtungskriegs im Osten. Dazu werde man im Laufe des Jahres eine Veranstaltung anbieten. Auch der 70. Jahrestag des sog. Darmstädter
Synagogenbrandprozesses von 1946 wird – wie der FLS ankündigt – Gegenstand einer Veranstaltung sein. 1946 waren einige der Täter, die die drei jüdischen Gotteshäuser Darmstadts 1938 zerstört hatten (darunter die Liberale Synagoge) vor Gericht gestellt worden.
FLS-Vorsitzender Martin Frenzel erinnerte daran, dass Darmstadt schon vor der NS-Zeit zu Zeiten der Weimarer Republik eine braune Hochburg gewesen sei, „die Stadt aus der Werner Best, Karl Wolff und Hans Stark kamen“. Alle Drei seien nach dem Krieg nahezu ungeschoren davon gekommen, hätten im Gegenteil Karriere gemacht.
Erst kürzlich sei man bei Recherchen darauf gestoßen, dass einer der schlimmsten SS-Massenmörder unter falschem Decknamen in Darmstadt untergetaucht sei, mit seiner Familie hier lebte, dort unerkannt im Alice-Hospital friedlich unter dem Namen „Bruno Albrecht“ am 19. September 1957 starb: Der SS-Gruppenführer Fritz Katzmann galt als einer der maßgeblichen, brutalsten Massenmörder des SS-Staats
in Polen während des Holocausts. Katzmann galt bereits beim Überfall auf Polen 1939 als einer der „radikalsten sog. Selbstschutzführer“ im von den Deutschen besetzten Polen. Die Judenvernichtung in Galizien geht maßgeblich auf sein Konto. Der willige NS-Vollstrecker Katzmann leitete auch die berüchtigte
„Aktion Reinhardt“ der SS von 1942/43: Zwischen Juli 1942 und Oktober 1943 ermordete die SS im Zuge dessen über zwei Millionen Juden sowie rund 50.000 Roma aus den fünf Distrikten des Generalgouvernements (Warschau, Lublin, Radom, Krakau und Galizien) in den drei Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka. Katzmann (1906-1957) und seine Häscher legten auch ein Netz von Lagern mit Zwangsarbeitern des NS-Regimes in Ostgalizien ein, u.a. Janowska in Lemberg. 1944 stieg der SS-Täter Katzmann zum Generalleutnant der Waffen-SS auf, im Januar 1945 löste er brutal-menschenverachtend das Nazi-Todeslager
Strutthof auf, bei der es ebenfalls zu Massenmord-Aktionen kam. „Dass ein so hochrangiger, brutaler SS-Täter ausgerechnet in der ehedem braunen Hochburg Darmstadt auch zehn Jahre später in der Adenauer-Zeit noch einfach untertauchen konnte, zeigt der Atmosphäre jener Zeit: Die braunen Seilschaften, von den
Fritz Bauer ein Lied singen konnte, existierten noch, man deckte und half einander, die eigene Verbrechen zu vertuschen, das Schweige- und Strafvereitelungskartell der alten Kameraden funktionierte“, so der Tenor beim FLS. Der Filmtitel jener Zeit „Die Mörder sind unter uns“ bekomme so einen fahlen Beigeschmack für Darmstadt. Kein Wunder, dass ein Judenretter wie Karl Plagge in jener Zeit lieber schwieg.
Umso besorgter sei man beim Förderverein Liberale Synagoge über das rasante Anwachsen des Antisemitismus in Deutschland und Europa. „Das Engagement gegen Antisemitismus, für ein weltoffen-liberales, geschichtsbewusstes Darmstadt ist
heute aktueller denn je“, so Martin Frenzel. Und Barbara Ludwig ergänzt: „Wir sind entsetzt über den starken Anstieg rechtsextremer Gewalttaten, die 2015 einen neuen Höhepunkt erreicht haben – und wir sehen das Treiben rechtspopulistischer und rechtsextremer Parteien als akute Gefahr für unsere Demokratie. Wenn über zehn Prozent der Wählerinnen und Wähler rechtsextrem wählen, auf autoritäre Brandstifter hereinfallen, dann ist dies ein Alarmsignal für alle Demokratinnen und Demokraten, den Anfängen zu wehren, ehe es zu spät
ist.“ Deswegen müsse Erinnerungsarbeit ebenso eine dauernde Aufgabe bleiben wie das Engagement für eine empathische Demokratie, für BürgerInnen- und Menschenrechte. Maßstab fürs erinnerungskulturelle Engagement des FLS bleibe der Artikel 1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Der Förderverein Liberale Synagoge selbst begeht ebenfalls ein kleines Jubiläum: So feiert der FLS 2016 sein fünfjähriges Bestehen, gegründet am 25.Januar 2011 auf der Mathildenhöhe. „Wir wollen bis zum Jahresende 2016 die magische Zahl des
100. Mitglieds erreicht haben, momentan liegen wir bei 75.“ Weitere Infos zum Jahresprogramm 2016 des FÖRDERVEREINS LIBERALE SYNAGOGE: Außerdem unter: www.liberale-synagoge-darmstadt.de.