Der Förderverein Liberale Synagoge startet zum siebenten (7.) Mal in Folge die Darmstädter Aktions-Wochen gegen Antisemitismus 2019 unter dem Motto „ZUKUNFT BRAUCHT
ERINNERUNG“. Erstmals hatte der FLS diese Veranstaltungsreihe im Herbst 2012 initiiert und organisiert. „Wir wollen damit nach dem Terroranschlag von Halle und vor dem Hintergrund drastisch
steigender rechtsextremer Gewaltbereitschaft und Hetze ein Zeichen wider den drastisch anwachsenden Antisemitismus und die menschenverachtende völkisch-rechtsextreme und rechtsautoritäre,
gewaltbereite Ideologie setzen – Zukunft braucht Erinnerung!“, so Martin Frenzel, Gründer und
Vorsitzender des Fördervereins Liberale Synagoge. Man sei angesichts des wachsenden Antisemitismus und Rechtspopulismus in Europa und in Deutschland tief besorgt.
Frenzel wörtlich: „Antisemitismus hat heute viele Gesichter – und leider auch in Darmstadt eine LANGE Tradition.“ Er trete mal rechtsextrem, mal linksextrem, oder islamistisch, aber verstärkt
auch aus der bürgerlichen, akademisch geprägten Mitte. Judenfeindschaft ist, das zeigen neueste Studien und auch der Antisemitismus-Bericht der Bundesregierung – heute ein Phänomen, das leider
längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.“
Es sei unfassbar, dass das Gift des Antisemitismus und des Hasses auf Minderheiten heute noch nachwirke, angesichts der Europäischen Judenvernichtung, der fast sechs
Millionen Menschen zum Opfer fielen. Frenzel wörtlich: „Die liberale Demokratie zeichnet sich aber wesentlich dadurch, wie sie mit ihren Minderheiten umgeht und sie schützt.“
Der Förderverein Liberale Synagoge wolle mit seinem Netzwerk-Programm der 7. DARMSTÄDTER AKTIONS-WOCHEN GEGEN ANTISEMITISMUS 2019 einen Beitrag für eine empathische, weltoffen-solidarische und liberale Darmstädter Stadtgesellschaft leisten. Die 7. Darmstädter Aktions-Wochen gegen Antisemitismus 2019 stehen im Zeichen des 10. Geburtstags der Gedenkstätte Liberalen Synagoge, des 81. Jahrestags der Darmstädter Novemberpogrome von 1938, als auch und gerade in Darmstadt die Synagogen brannten, aber auch des 80. Jahrestags des sog. Zweiten Weltkrieg-Beginns (deutscher Überfall auf Polen im September 1939, Beginn des Vernichtungskriegs im Osten) und des 150. Geburtstag des bedeutenden deutschen, in Darmstadt geborenen und von den Nazis aus seiner hessischen Heimat gewaltsam vertriebenen Otto Wolfskehl Karl Wolfskehl (1869-1948).
Federführender Hauptveranstalter der 7. Darmstädter Aktions-Wochen 2019 ist der gemeinnützige, erinnerungskulturell engagierte Förderverein Liberale Synagoge Darmstadt e.V., der dabei mit dem ASTA der TU Darmstadt, der Jüdischen Gemeinde Darmstadt, SV Darmstadt 98, dem Darmstädter Förderkreis Kultur, Loungefilm, das Rex Programmkino/Kinopolis, dem Kulturamt der Wissenschaftsstadt Darmstadt kooperiert.
Zudem startet der FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE eine neue Öffentlichkeitskampagne „DARMSTADT braucht einen Julius-Goldstein-Platz November 2020!“. Damit solle der Darmstädter Kultur- und Technikphilosoph Julius Goldstein (1873-1929) endlich gebührend und angemessen in Darmstadt gewürdigt werden. „Wir schlagen vor, einen der beiden Plätze vor der Hessischen Landes- und Universitätsbibliothek der TU Darmstadt nach Professor Julius Goldstein zu benennen. Das wäre ein Akt der erinnerungskulturellen Wiedergutmachung und stünde der TUD gut zu Gesicht“, so FLS-Vorsitzender Martin Frenzel. Er erinnerte daran, dass die damalige, extrem antisemtisch gesinnte TH-Leitung Goldstein nicht habe als Professor berufen wollen, nur, weil dieser Deutscher jüdischen Glaubens gewesen sei. Nur dank des hartnäckigen Einsatzes von Persönlichkeiten wie Wilhelm Leuschner und Julius Reiber sei es in dem reichsweit Aufsehen erregenden Antisemitismusstreit über Julius Goldstein gelungen, diesen am Ende zu berufen. Der sei aber ob der rufmordähnlichen Anfeindungen und Verleumdungen der damaligen TH-Leitung derart gesundheitlich angegriffen worden, dass er früh 1929 nach schwerer Krankheit starb. Frenzel wörtlich: „In Darmstadt erinnert nichts an Julius Goldstein – und das, obwohl ihn Carlo Mierendorff zu Lebzeiten als ‚klügsten Kopf der Weimarer Republik‘ bezeichnete.
Ziel sei es, den neuen Professor-Julius Goldstein-Platz im Vorfeld des 9. November 2020 feierlich vor der Hessischen Landes- und Universitätsbibliothek einzuweihen. Der FLS kündigte an, deswegen mit der neuen TUD-Präsidentin Kontakt aufzunehmen.
Zudem werde man im Frühjahr 2020 den Nachlass Julius Goldsteins an die Hessische Landes- und Universitätsbibliothek übergeben. „Die englische Mitarbeiterin der Goldstein-Tochter Elsbeth Juda hat uns gebeten, den Nachlass ihres Vaters an eine Institution zu geben, die sein philosophisches Vermächtnis in Ehren hält.“
Über Vergessene Darmstädter Juden: Von den antisemitischen Darmstädter Hep-Hep-Verfolgungen 1819 über den legendären Rabbi der späten Kaiserreichszeit und Weimarer Republik, Dr. Bruno Italiener, den Kultur- und Technikphilosophen Julius Goldstein und dessen Tochter Elsbeth Juda spricht der Historiker und Buchautor (Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Liberalen Synagoge Darmstadt: „Eine Zierde unserer Stadt“) Martin Frenzel am Dienstag, 19. November 2019, um 19.30 Uhr, Eintritt 6 Euro. Achtung: Der Vortrag findet im Eckart G. Franz-Saal des Hauses der Geschichte (Karolinenplatz) statt (und NICHT, wie ursprünglich geplant im Liebighaus).
Danach referiert der Frankfurter Journalist Armin H. Flesch auf Einladung des FÖRDERVEREINS LIBERALE SYNAGOGE übers brisante Thema „Die Erben der Arisierung“. Termin: Dienstag, 26. November 2019, 19.30 Uhr, DGB-Haus, Hans Böckler-Saal, Rheinstr.50. Im Blickpunkt: Vom Umgang heutiger Eigentümer mittelständischer Familienunternehmen mit der NS-Vergangenheit ihrer Firmen und Familien, siehe in Darmstadt der Fall des Kaufhauses „Rothschild“, aus dem durch NS-Staatsraub Henschel und Ropertz wurde, und der Darmstädter Kaufhof, ehedem das deutsch-jüdische Warenhaus „Tietz“. Flesch hat nicht zuletzt zu diesem Thema auch in Darmstadt recherchiert.
FLS-Podiumsgespräch mit Film: Am Dienstag, 3. Dezember 2019, 19.30 Uhr veranstaltet der FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE ein spannendes Podiumsgespräch unter dem Titel: Zukunft braucht Erinnerung: 10 Jahre Gedenkstätte Liberale Synagoge Darmstadt (2009 - 2019). Von der Wiederentdeckung zum notwendigen Wegzeichen der Demokratie. Teilnehmer des Gesprächsabends: Peter Benz (Oberbürgermeister a.D. und Initiator / Ermöglicher der Gedenkstätte Liberale Synagoge), Daniel Neumann (Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde DA und Direktor des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Hessen) und Pfarrer Rüdiger Grundmann (der Mann, der durch seine Geistesgegenwart im Oktober 2003 den Stein ins Rollen brachte). Moderation: Martin Frenzel (Historiker, Förderverein Liberale Synagoge). Ort: DGB-Haus, Hans Böckler-Saal, Rheinstr.50. Vor der Podiumsrunde wird zum Auftakt des Abends der sehenswerte, 2013 gedrehte Kurzfilm des Darmstädter Filmemachers Florian Steinwandter-Dierks gezeigt: „Wenn Steine aus der Mauer schreien: Die Liberale Synagoge“ (Loungefilm). Alle Vorträge und der Gesprächsabend kosten je 6 Euro Eintritt.
Die Darmstädter Aktionswochen gehen bereits am Sonntag 10.11. 2019 mit einem RUNDGANG:
Jüdisches Darmstadt: Liberale Synagoge-Rundgang in ihre heiße Phase: im Zeichen des 81. Jahrestags der Darmstädter Novemberpogrome 1938 und des 10. Jahrestags der Gedenkstätte Liberale Synagoge Klinikumsgelände, die am 9. November 2009 eingeweiht worden war und sich im Innern des Krankenhauses für Innere Medizin befindet. Ort: Klinikumsgelände, Zugang Bleichstr. Höhe Gagernstr. (Julius-Landsberger-Platz), 14.30 Uhr
Es folgen weitere Liberale Synagoge-Rundgänge am Sonntag, 17.11.2019 RUNDGANG: Jüdisches Darmstadt: Liberale Synagoge-Rundgang Klinikumsgelände, Zugang Bleichstr. Höhe Gagernstr. (Julius-Landsberger-Platz), 14.30 Uhr und am Sonntag, 24.11.2019 2019 RUNDGANG Jüdisches Darmstadt: Liberale Synagoge-Rundgang, Klinikumsgelände, Zugang Bleichstr. Höhe Gagernstr. (Julius-Landsberger-Platz), 14.30 Uhr.
Zwei Spezial-Rundgänge runden die 7. Darmstädter Aktionswochen gegen Judenhass ab: Am Sonntag 01.12.2019, 14.30 Uhr Jüdisches Darmstadt: Auf den Spuren Heinrich Blumenthals und der Darmstädter Deportationen Rondell Nordwestseite der Johanneskirche, an der Blumenthal-Gedenktafel, Ecke Wilhelm-Leuschner-Str., 14.30 Uhr und am Sonntag 08.12.2018 Jüdisches Darmstadt: Auf den Spuren der vergessenen Lilie Karl Heß , Treffpunkt: Karl Heß-Platz, vorm Eingang Böllenfalltorstadion, Karl-Heß-Platz, 14.30 Uhr.
Alle Rundgänge sind kostenlos, Spenden für die beiden Benefizprojekte des FLS Rabbi Bruno Italiener-Gedenktafel Frühjahr 2020 und Professor Julius
Goldstein-Platz mit Gedenktafel November 2020 sind aber erbeten.
Weitere Vortragsveranstaltungen sind geplant, werden via Tagespresse und FLS-Homepage bekannt gegeben. Die Rundgänge sind kostenlos, Spenden fürs Benefizprojekt „Darmstadt braucht eine Rabbi Bruno Italiener-Gedenktafel“ erbeten. Vorträge und Gesprächsabend: je 6 € Eintritt.
Wir bitten um Veröffentlichung dieser Pressemitteilung zum Start der 7. Darmstädter Aktions-Wochen gegen Antisemitismus 2019 und würden uns über Ihre Berichterstattung in Wort und Bild freuen.
Der FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE veranstaltet gemeinsam mit Kooperationspartnern die DARMSTÄDTER AKTIONSWOCHEN GEGEN ANTISEMITISMUS bereits zum siebenten Mal, seit
fast acht Jahren (seit 2012). Mehr Infos und die konkreten weiteren Termine unter: www.liberale-synagoge-darmstadt.de.