Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Partsch,
lieber Herr Neumann,
liebe Mitglieder des Fördervereins Liberale Synagoge
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
ich danke Ihnen, sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, für Ihre Worte...und ich danke Ihnen vor allem dafür, dass Sie diese unsere Platzbenennungs-Idee überhaupt haben Wirklichkeit werden lassen...
Als ich mein Buch über die Liberale Synagoge „EINE ZIERDE UNSERER STADT“ vor drei Jahren veröffentlichte, da wurde ich allen Ernstes und seither mehrfach gefragt: Sind Sie Jude?? – oder warum machen Sie das? Meine Antwort damals und auch heute: Nein, ich bin Evangelischer Christ. Und habe es auch vor zu bleiben. Aber gerade, weil ich das bin, bin ich mir der – von Ausnahmen abgesehen - fragwürdigen Rolle der protestantischen Kirche in der NS-Zeit bewusst. Gerade deswegen engagiere ich mich – seit Januar 2011 auch gemeinsam mit, übrigens: überwiegend christlichen Gleichgesinnten beider Konfessionen, in unserem FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE.
Meine Damen und Herren, zwar wusste schon Cicero: „Nach dem Sieg hast Du mehr Feinde“, aber wir vom FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE DARMSTADT sind trotzdem froh und dankbar, dass unsere zuerst während der Darmstädter Anne Frank-Tage im Herbst 2010 und am 22. Februar 2011 auf unserer Gründungs-Pressekonferenz, Anfang diesen Jahres öffentlich geäußerte Idee und Forderung, einen Julius-Landsberger-Platz für Darmstadt zu schaffen, mit dem heutigen Tag endlich Wirklichkeit wird. DAFÜR DANKE ICH VOR ALLEM Herrn OB JOCHEN PARTSCH und dem Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Der Magistrat hat damit ein Zeichen gegen das Vergessen und für ein weltoffenes, geschichtsbewusstes Darmstadt gesetzt. Dafür danke ich aber auch allen Mitgliedern und Unterstützern unseres Fördervereins.
Das ist ein besonderer Tag für unseren noch jungen Verein, aber auch ein besonderer Tag für die Erinnerungskultur unserer Stadt. Wir sind auch deshalb froh, weil es in diesem Jahr genau 135 Jahre her ist, dass Liberale Synagoge von Dr. Julius Landsberger am 23. Februar des Jahres 1876 geweiht wurde. Auch wenn diesem eindrucksvollen jüdischen Gotteshaus bloß 62 Jahre Lebensjahre beschieden waren, ehe es die Nazis beim Novemberpogrom von 1938 zerstörten.
Wieso aber ein Julius-Landsberger-Platz? Nun, weil es bisher noch keinen gab. Und das, obwohl Julius Landsberger in seiner Zeit eine echte Berühmtheit war. Es gab nach der Befreiung vom Nationalsozialismus 1945 wieder Straßen zu Ehren prominenter Mitglieder der LIBERALEN JÜDISCHEN GEMEINDE von vor ’33, wenn auch WENIGE: etwa eine kleine Blumenthalstraße... (wenn auch nicht die, die Nazis ausgelöscht haben: als Verlängerung der Kasinostr. von der Bismarckstr. hin zur Ffm Str.) – etwa eine Wolfskehlstraße und den Wolfskehlschen Garten... und den Alfred-Messel-Weg... aber eine Straße oder einen Platz zu Ehren des großen Rabbiners Dr. Julius Landsberger, den gab es – zu unserem großen Erstaunen – bisher nicht...
Klar ist auch: Dieser kleine, aber feine neue Julius-Landsberger-Platz kann gewiss nur ein winziges Steinchen im Gesamt-Mosaik der aktiven Darmstädter Erinnerungsarbeit sein. Klein, aber oho, dass wissen wir aus der Geschichte von David und Goliath. Wenn wir auf diesem Weg weitermachen, noch viele weitere Wegzeichen der Demokratie, wie Peter Benz sie genannt hat, hinzufügen, einige gibt es ja schon, dann wird ein immer facettenreicheres Gesamtbild entstehen...
Den Förderverein Liberale Synagoge gibt es vor allem deswegen, weil Erinnerungsarbeit keine Sache von seltenen Sonntagsreden sein sollte, sondern eine dauernde Gegenwarts- und Zukunftsaufgabe! Wir sind eben KEIN reiner Geschichtsverein, sondern ein Verein mindestens ebenso sehr für GEGENWART und ZUKUNFT! Unser Vereins-Credo lautet daher nicht umsonst: ZUKUNFT BRAUCHT ERINNERUNG.
Meine Damen und Herren, wer war eigentlich dieser heute weitgehend vergessene Rabbiner Dr. Julius Landsberger? Ich habe für mein Buch „Eine Zierde unserer Stadt. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Liberalen Synagoge Darmstadt“, über den Fund des Oktobers 2003 und die Folgen... u.a. auch LANDSBERGERS Leben gründlich recherchiert... bin der Sache auf den Grund gegangen, war da ein bisschen in der Rolle des Detektivs, des Spurensuchers... und fand heraus: DIESER Dr. Julius Landsberger, der für Hessen-Darmstadt in seiner Zeit Großes geleistet hat, ist ein heute nahezu völlig VERGESSENER, nur in Insiderkreisen bekannter Darmstädter Rabbiner!
Dieser heute weitgehend vergessene Rabbiner Dr. Julius Landsberger war aber paradoxerweise zu seiner Zeit ein weithin berühmter Mann: Dieser Dr. Julius Landsberger wurde 1819 (10. August oder 30. Juli???), vor fast 200 Jahren, in ZÜLZ, Landkreis Neustadt, in Oberschlesien, also sechs Jahre nach GEORG BÜCHNER, geboren. Landsberger stammte aus einer SCHLESISCHEN Kaufmannsfamilie... er ging – unter dem Einfluss des Vaters, der über ein gründliches rabbinisches Wissen verfügte, schon als Kind in eine Talmudschule, seine Kenntnisse des Hebräischen und des TALMUD waren derart gut, dass er schon mit 18 die Befähigung zum Rabbinat erhielt... Sein Abitur machte dieser Landsberger an einem Humanistischen Gymnasium in Breslau... jenem Breslau übrigens, dem der deutsch-historische Historiker Willy Cohn, vor genau 70 Jahren, 1941, von den Nazis ermordete mit seinen Tagebüchern „Keinerlei Recht, nirgends“, was den Untergang des Breslauer Judentums angeht, ein Denkmal setzte. JULIUS LANDSBERGER studierte dann dort, in besagtem Breslau (1842-45), bei dem damals berühmten Orientalisten und Syrien-Spezialisten Georg Heinrich Bernstein, und später kurz in Berlin und dann HALLE an der Saale ORIENTALISTIK und die orientalischen Sprachen. Ja, meine Damen und Herren: Dieser Dr. Julius Landsberger – er schrieb 1847 seine Doktorarbeit über aramäische Literatur und erwarb seinen Doktortitel in Halle – war nicht nur ein charismatischer deutsch-jüdischer Kanzelredner und Thora-Gelehrter, Seelsorger und Rabbiner, sondern er galt zu Lebzeiten als renommierter, hoch angesehener Orientalist, Orient-Forscher und Wissenschaftler... und er ist damit auf eigenartige Weise bis heute hoch aktuell. Rabbiner Dr. Landsberger war nicht nur ein kenntnisreicher, wortgewaltiger Prediger von großer Ausstrahlung und ein glänzender Redner. Er war auch das, was man einen ÜBERZEUGTEN HUMANISTEN, einen KOSMOPOLITEN nenne würde, einer, der auch über den Tellerrand des eigenen Horizonts weit hinaus schaute, sich für andere Kulturen interessierte... Julius Landsberger sprach fließend Arabisch, kannte die Geschichte des Orients: Des arabischen Raums, insbesondere Syriens, und die Persiens... Er schrieb zahlreiche Werke zur Orientalistik, übersetzte mehrere Märchen und Fabeln aus dem Arabischen. Werke wie „Die Fabeln des Sophos“. 1869 erschien in Darmstadt das Buch Liebe, Traum und Teufel: 3 Vorträge aus dem Gebiete der Mythologie, Psychologie und Dämonologie. Das Erstaunliche: Vor einiger Zeit traf ich auf einer Zugreise einen heutigen Orientalisten von der Uni Göttingen, der mir versicherte, dass Landsbergers Werke zur Orientalistik heute noch in Fachkreisen hohe Wertschätzung genießen... Der Name Landsberger sei – so erfuhr ich zu meiner Überraschung – in der Zunft aus der Literatur sehr wohl bekannt! LANDSBERGERS Beiträge zur Wissenschaft gelten als tiefgründig, zeugen von großer Sprachkenntnis und Gelehrsamkeit. Von Mai 1849 an war Landsberger Rabbiner und jüdischer Religionslehrer am Gymnasium zu Brieg in Schlesien, er war aber auch Seelsorger einer dortigen Strafanstalt sowie Direktor der jüdischen Religionsschule. Am 3. August 1852 heiratete LANDSBERGER Pauline Löwe, Tochter des Rabbiners Simon Löwe in Ratibor, er hatte mit ihr zwei Söhne und eine Tochter... zum Rabbiner wurde Landsberger im August 1854 ernannt – und zwar in der Brüdergemeinde in Posen. 1859 war ein Schlüsseljahr: Denn da erhielt Julius Landsberger seine BERUFUNG nach DARMSTADT, wo er lange blieb. Landsberger prägte als Landesrabbiner der Provinz Starkenburg, hier in Hessen-Darmstadt eine fast 30jährige Ära – genau: von April 1859 bis 1888. In seine Zeit fiel auch die SPALTUNG des Darmstädter Judentums in eine große liberale und eine sehr kleine orthodoxe Gemeinde... Landsberger war in gewisser Weise so etwas wie ein Lichtgestalt des liberalen Darmstädter Reform-Judentums, der damals sogenannten Israelitischen Religions-Gemeinde... Er galt, wie Babinger schreibt, als hervorragender Seelsorger und Kanzelredner...Und er lebte – darauf hat der Herr Oberbürgermeister schon hingewiesen – die Weltoffenheit selber vor: Denn Landsberger sorgte dafür, dass über dem Eingang der Liberalen Synagoge ein Spruch des Propheten Jesaja stand – „Dieses HAUS möge offen sein für alle Völker“. Ich sage deswegen immer wieder bei meinen Vorträgen: HEUTE haben wir in Darmstadt ein OFFENES HAUS, das der Ev. Kirche in der Rheinstraße, es hat aber – unter diesem Julius Landsberger – schon mal ein offenes HAUS gegeben, eben die LIBERALE SYNAGOGE in der Friedrichstraße!
Wie weltoffen war dieser Julius Landsberger? Das belegt eine schöne Griesheimer Sand-Anekdote: Denn im Gefolge des 1870/71-Kriegs gegen Frankreich und Napoleon III. kamen viele französische Kriegsgefangene auf deutschen Boden, u.a. auch nordafrikanische Kolonialtruppen aus dem Mahgreb. Diese muslimischen Zuaven brachte man zum Kriegsgefangenenlager an den Griesheimer Sand. Da sich die Deutschen – anders als später im 2.Weltkrieg – damals noch weitgehend an die Genfer Konvention hielten, wollte man deren Wunsch erfüllen, in der Kriegsgefangenschaft eine Predigt aus dem KORAN auf ARABISCH zu hören. Und wen fragte man? Den deutschen Juden Dr. Julius Landsberger, der ja, wie erwähnt, ORIENTALIST war, des Arabischen mächtig... Das Kuriose, bei genauerem Hinsehen aber gar nicht so Kuriose, sondern Gradlinige daran war: Landsberger sagte sofort zu, fuhr raus und predigte vor den kriegsgefangenen muslimischen Soldaten fließend auf Arabisch aus dem Koran... diesen Gottesdienste wohnte auch der Großherzog persönlich des öfteren bei. Diese schöne Anekdote untermauert die Behauptung von der Weltoffenheit und Liberalität Landsbergers besonders schön, wie ich finde...
Die Liberale Synagoge Landbergers galt denn auch als ein OFFENES HAUS... dem aber seine Weltoffenheit, die Landsberger immer wieder predigte, am Ende, im November 1938 nichts nützte, weil dem braunen Unrechtsregime genau diese Weltoffenheit, dieser MUT ZUR VIELFALT ein Dorn im Auge war. Es hat in Darmstadt, auch das sei hier gesagt, ZWEI Brandnächte gegeben: Die von 1944 war die zweite, aber die erste war jene Darmstädter Brandnacht, als auch in unserer Stadt die jüdischen Gotteshäuser brannten, Menschen ermordet und verfolgt, Geschäfte verwüstet und geplündert wurden.
Julius Landsberger hat von all dem nichts mitbekommen, er hätte sich wohl im Grabe herumgedreht, wüsste er davon: Denn er starb am 3. März 1890 in Berlin, vor 121 Jahren, noch vor Beginn des sog. Jahrhunderts der Extreme. Begraben liegt er im übrigen hier in Darmstadt, seiner Hauptwirkungsstätte, auf dem Jüdischen Friedhof. Auf seinem Grabstein steht: „Großherzoglich Hessischer Landesrabbiner“. Er selbst hatte bei der Einweihung am 23. Februar 1876 die Hoffnung geäußert: Dass dieser neue Synagogenbau eine, so wörtlich, „ZIERDE UNSERER VATERSTADT“ Darmstadt werden möge, sich Zitat Landsberger: „majestätisch“ über die Dächer Darmstadts erhebe und für die ZUKUNFT „ein bleibendes DENKMAL“ markiere. Dass die neue Liberale Synagoge „ein glänzendes Zeugnis“ dessen sein möge, und dass, so Landsberger weiter, „in einer Zeit, welcher der religiöse Sinn, das Bedürfnis der Seele nach HÖHEREM und dem GÖTTLICHEN abgesprochen wird.“ Zitat Ende.
Landsberger hat sich – auch kluge Leute haben ein Recht auf Irrtum, wie jeder von uns – hat sich auf fatale Weise geirrt.
Denn im November 1938 brannte das majestätische, unübersehbare jüdische Gotteshaus lichterloh... Da nützte auch die gute deutsche Brandschutzversicherung nichts, die man zur Einweihung des Sakralbaus laut dem heute noch erhaltenen Darmstädter Brandkataster abgeschlossen hatte und die ich für meine Buich-Recherchen im Stadtarchiv einsehen konnte... Eine Brandschutzversicherung, gegen, ich zitiere: „Feuersbrünste aller Art.“ Übrigens hatte die SPARKASSE DARMSTADT seinerzeit zum Bau der Liberalen Synagoge einen Kredit gegeben, die Gattin des Obermedizinalrats Emanuel Merck gab ein Darlehen... den Löwenanteil der Kosten jedoch bestritt die Liberale Gemeinde, wie ich bei meinen Buch-Recherchen herausfand, jedoch selbst!
Landsberger hat die in Hessen-Darmstadt und darüber hinaus viel beachteten Trauerreden zum Tode von Großherzog LUDWIG III. 1877 und er sprach auch, als Kaiser Wilhelm I. und sein Sohn Kaiser Friedrich das Zeitliche segneten... Viele Juden, insbesondere deutsche, wurden von Goethe geprägt, auch ein Landsberger: Er galt – auch das ist wenig oder gar nicht bekannt – als ein exzellenter Goethe- und Faust-Kenner, 1882 anlässlich der 50.Wiederkehr von Goethes Todestag, hat der hessische Landesrabbiner Dr. Julius Landsberger den großen Sohn Frankfurts mit einem Festvortrag über Goethes Faust und das Buch Hiob geehrt. Auch das steht der LITERATUR- und Georg-Büchner-Stadt Darmstadt, wie ich finde, gut zu Gesicht. 1869 erschien in Breslau sein Buch Heidnischer Ursprung des Brauches zwischen Passah- und Wochenfest nicht zu heirathen – wie eine Internet-Recherche ergab, gibt es ein Exemplar des Buchs an der University of California, USA... LANDSBERGERS Sohn Richard Landsberger war übrigens, dies nur am Rande, später der Erfinder der Biologische Zahnheilkunde...
Meine Damen und Herren, ich möchte etwas ankündigen: Wir vom FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE, wir sehen uns auch nach der heutigen Platzeinweihung in der Verantwortung: Wir möchten daher, dass er künftig, so klein er ist, noch ein bisschen ansehnlicher wird. Deswegen haben wir im Monat Oktober eine öffentliche SPENDENAKTION gestartet. Wir sammeln ab sofort als Förderverein – haben damit schon bei unserer ERNST KLEE-Veranstaltung angefangen – Geld für eine BRONZETAFEL zu Ehren des RABBINERS DR. JULIUS LANDSBERGER (die Tafel ist eine Idee von unserm Beiratsmitglied Hans Joachim Landzettel). Die TAFEL soll in Bälde hier ihren Ehrenplatz finden, als Ergänzung zum Straßenschild, das wir heute gemeinsam enthüllen... unser Herr Remmele, Schatzmeister des Vereins, geht gleich mit der Spenden-Holzkiste herum... Ich bitte Sie daher alle um eine SPENDE für diese Bronzetafel, die hoffentlich bald hier ihren Ehrenplatz findet...
Ich möchte hier auch erwähnen, dass wir vom Förderverein Liberale Synagoge weiter AUF DER SUCHE sind: Wir sind auf der Suche nach einem Foto der brennenden Liberalen Synagoge Friedrichstraße von der sog. Reichskristallnacht von 1938, weil es in den Archiven keins gibt... Das Einzige, was wir haben, sind wenige Fotos von der brennenden Orthodoxen Wickopschen Jugendstilsynagoge in der gegenüberliegenden Bleichstraße. Wir werden die Ergebnisse unserer FOTO-SUCHE am 6. Dezember öffentlich vorstellen, ein wichtiger Zeitzeuge, der als Kind die brennende Liberale Synagoge mit eigenen Augen gesehen hat, hat sich bereits bei uns gemeldet! Ich kann nur noch mal sagen: Bürgerinnen und Bürger, seht auf Euren Speichern, in Euren Truhen und Keller-Kisten nach!
Meine Damen und Herren, mein herzlicher Dank geht nochmals an OB Partsch, der die Initiative unseres Vereins von Anfang, schon im Juni diesen Jahres unterstützt hat, wie schon vorher als
Sozialdezernent die Darmstädter Anne Frank-Tage. Für diese Solidarität danken wir vom Förderverein Liberale Synagoge sehr. Wir wissen das sehr zu schätzen.
Unser Dank seitens des Fördervereins geht auch an den Magistrat
der Wissenschaftsstadt Darmstadt, der am 26. Oktober 2011 positiv über unsere Vereins-Idee und –Initiative entschieden hat.
Mein Dank als Vorsitzender des Fördervereins geht an alle Mitglieder unseres FÖRDERVEREINS und in unseren prominent besetzten Beirat: Die letzten Monate waren ereignisreich und anstrengend, wir
sind ein gutes Team aus vielen Helferinnen und Helfern. Dank geht an Herrn Ehl-Theis, dem Vorsitzenden des – ich muss jetzt höllisch aufpassen: Straßenbenennungsbeirats der Stadt, zum einen
für die schnelle positive Empfehlung des Beirats, zum anderen für die fixe Umsetzung der Platzbenennung... Unser Dank geht an unser Gründungs- und Beiratsmitglied Daniel Neumann von der Jüdischen
Gemeinde. Ich danke auch und gerade Peter Benz für Solidarität, Ermutigung und Rückenstärkung! Ebenso danke ich Lisette Nichtweiss, der langjährigen Presseamtsleiterin der Stadt dafür, dass
Sie mein Engagement für die Erinnerungsarbeit immer unterstützt hat. Danke geht an den stellv. Stadtverordnetenvorsteher und unser Vorstandsmitglied Ludwig Achenbach, der als Historiker ja vom
Fach ist, für Beratung, wohlwollende Supervision und wertvolle Hinweise. Mein Dank geht an Inge und Hans Joachim Landzettel für Ihre Hilfsbereitschaft, Hans Joachim Landzettel danke ich,
dass er unseren neuen Rat der Weisen, den prominenten Beirat unseres Fördervereins betreut. Mein Dank gilt aber last but not least meiner FRAU: Ich danke ihr dafür, dass Sie mein oftmals ganze
Abende und Nächte belegendes ehrenamtliches Engagement in Sachen Erinnerungskultur nicht nur erduldet, sondern es, im Gegenteil, aktiv mit unterstützt...
Zukunft braucht Erinnerung – so lautet das Credo unseres Vereins.
Wir wollen einen DAUERNDEN Beitrag gegen das Vergessen und das Wegschauen leisten... Auch daran erinnern, dass Darmstadt bis 1933 eine Hochburg des liberalen Reform-Judentums war – und was
wir durch Verfolgung und Vernicht unwiederbringlich VERLOREN haben... Mein Schlüssel hat sein Haus verloren, heißt es an einer Stelle, in der Gedenkstätte Liberale Synagoge. Und an anderer: Wenn
die Menschen schweigen, schreien die Steine... Erinnerungsarbeit darf keine Eintagsfliege sein, es ist eine dauernde, bleibende Aufgabe!
Wir vom Verein machen uns daher stark für eine empathische, aufeinander Rücksicht nehmende und gewaltfreie Demokratie, eine Demokratie mit starkem Minderheitenschutz!
Meine Damen und Herren, der Antisemitismus ist in Darmstadt nicht vom Himmel gefallen. Hannah Arendt hat ja mal geschrieben: Vor dem Antisemitismus ist man nur auf dem Monde sicher.... Obwohl ich
da gar nicht so sicher bin... 1912 gab es am hellichten Tag eine Gewalttat gegen einen jüdischen Studenten der damaligen TH auf der Rheinstraße. Er wurde rücklings ermordet. 1912 – das war 21
Jahre VOR der Machtübertragung an die Nazis, vor ’33, noch zu Kaisers und Großherzogs Zeiten. Schon 1898 stimmten bei den Reichstagwahlen 23 % der Darmstädter Wähler für antisemitische Parteien,
23%, meine Damen und Herren, bereits vor über 100 Jahren, zu Kaisers Zeiten! Das Einzige, was „tröstet“: Es waren ausschließlich rechtsextreme Männer, denn das Frauenwahlrecht kam erst von
Gesetzes wegen 1918, in der Praxis erst im Januar 1919! Und heute? Heute, wir schreiben das Jahr 2011, zitiert Bundeskanzlerin Angela Merkel vor wenigen Tagen eine neue Studie, wonach 20% der
Deutschen glauben, „die“ Juden hätten – ich zitiere – „zuviel Einfluss“. Haben die, die solche Verschwörungstheorien in die Welt setzen, eigentlich noch alle Tassen im Schrank? Meine Damen
und Herren, der Kampf gegen antisemitische Ressentiments ist beileibe keine Vergangenheits-, sondern in eminenter Weise eine leider hoch aktuelle Gegenwarts- und Zukunftsaufgabe! Wer annimmt, das
Engagement gegen Antisemitismus und Rassismus sei passé, geht fehl! Das gilt gerade auch, hier, in Darmstadt, hier in Südhessen!
Ich will Sie zum guten Schluss Sie alle EINLADEN, zugleich hinweisen auf die nächste Veranstaltung des FÖRDERVEREINS LIBERALE SYNAGOGE: Der Historiker und Wahl-Berliner Prof. GÖTZ ALY kommt auf Einladung unseres Fördervereins Liberale Synagoge am Donnerstag, 24. November, ins Darmstädter Justus-Liebig-Haus... um 19.30 Uhr, und spricht über die Ursachen für die Entstehung des Judenhasses, des ANTISEMITISMUS in Deutschland vor 1933... Zu dieser, sicherlich spannenden, Veranstaltung im Rahmen der bundesweiten Wochen gegen den Antisemitismus lade ich Sie alle als Vorsitzender des Fördervereins Liberale Synagoge herzlich ein! Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.