Der FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE hat die heutige Entscheidung des Magistrats, einen Karl Heß-Platz vor dem Merck-Stadion am Böllenfalltor zu ermöglichen, ausdrücklich begrüßt. „Wir freuen uns, dass die Stadtregierung sich damit unsere Idee in vollem Umfang zu eigen gemacht und unseren Vorschlag eines Karl Heß-Platzes für Darmstadt positiv aufgegriffen hat“, sagte der Vorsitzende des Fördervereins Liberale Synagoge, Martin Frenzel. Der Förderverein Liberale Synagoge hatte die Idee eines Karl Heß-Platzes bereits
2013, vor dem Aufstieg der Lilien und hatte die FLS-Kampagne „Darmstadt braucht einen Karl Heß-Platz“ Anfang 2014 gestartet. „Diese späte Ehrung des vertriebenen SV Darmstadt 98-Vorsitzenden, Fußballpioniers und Deutschen jüdischen Glaubens, Dr. Karl Heß (1900 – 1975), nach über 70 Jahren ist mehr als überfällig“, so der Tenor. Heß stehe stellvertretend für viele andere deutsch-jüdische Sportler, die während der Nazi-Diktatur systematisch ausgegrenzt, entrechtet, verfolgt, vertrieben und vernichtet wurden. Und weiter: „Wir freuen uns auch sehr, dass
die in Brasilien und den USA lebenden Nachkommen der Darmstädter Familie Karl Heß die Zukunft braucht Erinnerung-Initiative des Fördervereins Liberale Synagoge für einen Karl Heß-Platz sehr positiv aufgenommen haben.
Der renommierte deutsche Historiker Prof. Dr. Norbert Frei habe bei einer Veranstaltung des Fördervereins Liberale Synagoge betont, dass „Erinnerungsarbeit immer von unten kommen“ müsse. Der Förderverein Liberale Synagoge erklärt daher, dass „wir sehr froh sind, dass der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt unser basisdemokratisches und bürgerschaftliches erinnerungskulturelles Engagement von unten in Sachen Karl Heß-Platz nun nach dem SV Darmstadt 98 ebenfalls aktiv unterstützen möchte.“ Man sehe den Magistratsbeschluss als „Zeichen der Anerkennung unserer Karl Hess-Platz-Idee. Der FLS
wörtlich: „Wir freuen uns sehr über die Wertschätzung unserer Initiative, in Darmstadt einen Karl Heß-Platz einzuweihen.“
Der Förderverein Liberale Synagoge fordere nach wie vor, dass der neue Karl Heß-Platz zu Ehren der Opfer des Holocausts und Judenverfolgung auch und gerade Darmstadt am Freitag, 4. November 2016 kurz vorm 78. Jahrestag der Darmstädter Novemberpogrome vorgenommen wird, als auch in Darmstadt die
jüdische Gotteshäuser brannten und eine Menschenjagd begann. „Wir freuen uns, dass unsere FLS-Idee eines Karl Heß-Platzes derartigen Anklang findet und darauf, den von uns initiierten Karl Heß-Platz nun gemeinsam mit dem SV Darmstadt 98 und der Wissenschaftsstadt Darmstadt am 4. November 2016 einzuweihen“, so der FLS abschließend. Der Förderverein Liberale Synagoge habe um des gemeinsamen Ziels willen eine Kooperation mit dem SV Darmstadt 98 geschlossen, die bereits am 1. März 2016 in Kraft getreten sei.
Darmstadt, den 14. April 2016
Der Förderverein Liberale Synagoge Darmstadt e.V. hat gestern eine sehr positive Nachricht erhalten: Demnach unterstützt der Vorstand des SV Darmstadt 98 einstimmig (!) die Idee und Initiative des Fördervereins Liberale Synagoge, vorm Merck-Stadion am Böllenfalltor einen Karl Hess-Platz im November 2016 mit Gedenktafel einzuweihen. Damit will der Förderverein Liberale Synagoge (FLS) den heute weitgehend vergessenen Lilien-Präsidenten, Deutschen jüdischen Glaubens und Rechtsanwalt Dr. Karl Hess (1900 – 1975) in angemessener Form ehren. Wörtlich heißt es in der Info seitens des SV Darmstadt 98 an den FLS: „Das Präsidium des SV Darmstadt 98 hat zwischenzeitlich einstimmig beschlossen, Ihre Initiative zu unterstützen.“
„Wir freuen uns sehr über dieses positive Signal des Lilien-Vorstand um Klaus-Rüdiger Fritsch, das gibt uns starken Rückenwind für unsere ‚Darmstadt braucht einen Karl-Hess-Platz vorm Merck-Stadion am Böllenfalltor November 2016“-FLS-Kampagne des Fördervereins Liberale Synagoge“, so dazu der Vorsitzende des Fördervereins Liberale Synagoge, Martin Frenzel.
Und weiter: „Wir freuen uns sehr über diesen starken Bündnispartner in der Frage Karl Hess-Platz“.
Man wolle mit der Benennung des Platzes vorm Stadion
und dazugehörigen Gedenktafel in Sachen Karl Hess einen Beitrag gegen das Vergessen leisten. „Zukunft braucht Erinnerung gilt auch und gerade für die Sportgeschichte unserer Stadt“, so
Martin Frenzel weiter. Mehr noch: „Im Falle Karl Hess gelte ausnahmsweise der Grundsatz: Vom FC Bayern München und Mainz 05 lernen, heißt siegen lernen!“. So hätten diese beiden
Fußballvereine ihre deutsch-jüdischen Präsidenten Kurt Landauer, der das KZ Dachau überlebte, und Eugen Salomon, der 1942 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet wurde, in vorbildlicher Manier geehrt. Ziel sei es, so der FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE weiter, den Karl Hess-Platz vorm Merck-Stadion am Böllenfalltor mit einer Gedenktafel am Freitag, 4. November
2016, im Vorfeld des 78. Jahrestags der Darmstädter Novemberpogrome von 1938 einzuweihen. Frenzel betonte, dass der FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE die Idee für einen Karl Hess-Platz bereits vor zwei Jahren öffentlich gemacht habe – lange vor dem Aufstieg der Lilien in die 1.Bundesliga. Die FLS-Idee nur jetzt durch den fulminanten Aufstieg der Lilien-Elf ungeahnten Auftrieb erhalten. Man lege aber seitens des FLS großen Wert darauf, dass man die Idee auch dann vorangetrieben hätte, wenn das Team um Trainer Dirk Schuster sich nicht auf der Siegerstraße befände. Man werde in Bälde mit allen Verantwortlichen der Sportstadt Darmstadt Gespräche führen,
heißt es beim FLS. 2016 werde von Beginn an ganz im Zeichen der neuen FLS-Benefizspendenkampagne „Darmstadt braucht einen Karl Hess-Platz“ stehen – und der FLS rufe ab sofort zu
Spenden auf für eine Gedenktafel, die auf dem Platz vor dem Eingang des Böllenfalltorstadions stehen werde. „Wir können jede erdenkliche SPENDE gebrauchen.
Spendenkonto:
Förderverein Liberale Synagoge Darmstadt e.V.
Volksbank Darmstadt - Südhessen
IBAN: DE92 5089 0000 0006 3729 02
BIC: GENODEF1VBD
(Darmstadt)
Stichwort: Karl Hess-Platz / -Tafel Nov.2016
Man werde 2016 mehrere Informationsveranstaltungen anbieten, u.a. einem Bildvortrag über den vergessenen und unbekannten SV Darmstadt 98-Präsidenten Karl Hess – und zudem ein Benefizspendenkonzert Ende April 2016 mit der Darmstädter Schauspielerin Iris Stromberger, die auch Mitglied des Fördervereins Liberale Synagoge sei, und der Darmstädter Queen of Klezmer Irith Gabriely veranstalten.
Auch werde man ab sofort eine FLS-BürgerInnenpetition starten: Bei allen FLS-Veranstaltungen könnten Darmstädterinnen und Darmstädter die FLS-Unterschriftenliste „Ja, ich unterstütze die FLS-Idee eines Karl-Hess-Platzes vorm Merck-Stadion am Böllenfalltorstadion unterschreiben.“
Der FLS-Vorsitzende Martin Frenzel wörtlich: „Ehre, wem Ehre gebührt - eine Hommage ist überfällig - und stünde der Sport- und Wissenschaftsstadt Darmstadt gut zu Gesicht!"
Der renommierte Darmstädter Rechtsanwalt Dr. Karl Hess, geboren am 13. Januar 1900, amtierte in der Zeit der Weimarer
Republik, von 1928 bis 1933, als Präsident des SV Darmstadt 98. Zuvor war Heß der stellvertretende Vorsitzender der Lilien seit 1924. Als Darmstädter Fußballpionier setzte er Maßstäbe: Machte sich etwa für die sportliche Chancengleichheit für die Vereine
vor dem Hintergrund des aufkommenden Berufsfußballertums auseinander - seiner Zeit damit weit voraus. Die Nazis verhängte gegen ihn, den Deutschen jüdischen Glaubens, Berufsverbot, jagten ihn trotz seines hohen Ansehens widerrechtlich
aus dem Amt und vertrieben Karl Heß gewaltsam aus seiner Darmstädter Heimat: Er musste vor seinen Häschern 1933 aus Nazi-Deutschland zuerst nach Frankreich und sodann nach Rio de Janeiro in Brasilien fliehen.
Trotz seiner systematischen Verfolgung, Entrechtung und rassistischen Ausgrenzung hielt Heß auch nach der Befreiung von der Nazi-Diktatur, von 1945 an, weiter enge Verbindungen zu seinem Lebenswerk, dem SV 98. 1955 - genau 10 Jahre nach Ende des SS-Staats - besuchte Heß erstmals wieder die alte
Heimatstadt. 1963 wagte Dr. Karl Heß mit seiner Frau die Rückkehr in die ehemalige braune Hochburg Darmstadt. Er arbeitete in jener Zeit bis 1968 im Rechtsamt der Stadt. Pikant: Im Rechtsamt firmierte in nach dem Krieg ein überzeugter Nazi als Amtsleiter. Hat Heß diesen Mann getroffen? Heß hielt es
nicht in Darmstadt: Nach seiner Pensionierung ging er ein zweites Mal in sein brasilianisches Exil am Zuckerhut, zur Familie seines Sohnes. Dort, im südamerikanischen Exil, starb Karl Hess, der letzte deutsch-jüdische Präsident des SV Darmstadt 98 vor der
Nazi-Diktatur, am 15. April 1975. 2015 feiert er seinen 40. Todestag. Heß galt als verdienter Sportfunktionär, begeisterter Fußballfreund und ein Förderer der Lilien – und ist heute weitgehend vergessen. Bereits am Dienstag, 17. November 2015, 19.30 Uhr informiert der Historiker, Buchautor und
FLS-Vorsitzende Martin Frenzel im Justus-Liebig-Haus in seiner Vortragsreihe VERGESSENE DARMSTÄDTER JUDEN in einem Bildvortrag auch und gerade über den vergessenen SV Darmstadt 98-Präsidenten Dr. Karl Hess (1900-1975). Der
FLS-Infoabend findet im Wintergarten, 1.Stock , des Liebighauses statt, Eintritt 5 Euro, Beginn 19.30 Uhr.
Zudem bittet der FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE alle Bürgerinnen und Bürger, die Karl Hess kannten oder etwas über ihn wissen, sich zu melden. „Insbesondere suchen wir Fotos von Karl Hess“.
Karl Heß ca. 1932 - vor der Machtübertragung an die Nazis / Foto: SV DA 98
Der renommierte Darmstädter Rechtsanwalt Dr. Karl Hess, geboren am 13. Januar 1900, amtierte in der Zeit der Weimarer Republik, von 1928 bis 1933, als Präsident des SV Darmstadt 98. Zuvor war Heß der stellvertretende Vorsitzender der Lilien seit 1924. Als Darmstädter Fußballpionier setzte er Maßstäbe: Machte sich etwa für die sportliche Chancengleichheit für die Vereine vor dem Hintergrund des aufkommenden Berufsfußballertums auseinander - seiner Zeit damit weit voraus. Die Nazis verhängte gegen ihn, den Deutschen jüdischen Glaubens, Berufsverbot, jagten ihn trotz seines hohen Ansehens widerrechtlich aus dem Amt und vertrieben Karl Heß gewaltsam aus seiner Darmstädter Heimat: Er musste vor seinen Häschern 1933 aus Nazi-Deutschland zuerst nach Frankreich und sodann nach Rio de Janeiro in Brasilien fliehen.
Trotz seiner systematischen Verfolgung, Entrechtung und rassistischen Ausgrenzung hielt Heß auch nach der Befreiung von der Nazi-Diktatur, von 1945 an, weiter enge Verbindungen zu seinem Lebenswerk, dem SV 98.
1955 - genau 10 Jahre nach Ende des SS-Staats - besuchte Heß erstmals wieder die alte Heimatstadt. 1963 wagte Dr. Karl Heß mit seiner Frau die Rückkehr in die ehemalige braune Hochburg Darmstadt. Er arbeitete in jener Zeit bis 1968 im Rechtsamt der Stadt. Pikant: Im Rechtsamt firmierte in nach dem Krieg ein überzeugter Nazi als Amtsleiter. Hat Heß diesen Mann getroffen?
Heß hielt es nicht in Darmstadt: Nach seiner Pensionierung ging er ein zweites Mal in sein brasilianisches Exil am Zuckerhut, zur Familie seines Sohnes . Dort, im südamerikanischen Exil, starb Dr. Karl Hess, der letzte deutsch-jüdische Präsident des SV Darmstadt 98 vor der Nazi-Diktatur, am 15. April 1975.
2015 feiert er seinen 40. Todestag.
Heß galt als verdienter Sportfunktionär, begeisterter Fußballfreund und ein Förderer der Lilien.
,,In der Geschichte des Vereins wird sein Name mit an erster Stelle zu nennen sein", so heißt es in der Mitgliederzeitung des Sportvereins Darmstadt 98. ,,Als aufrechter Verfechter der Idee der sportlichen Breitenarbeit und als wackerer Kämpfer für die sportliche Ertüchtigung unserer Jugend hat er das Vereinsschiff durch das um uns tobende Gewoge der Spesen- und Profifragen geführt, zielbewusst an der Gesundung der Vereinsfinanzen gearbeitet, und es ist ihm gelungen, unserem Verein das Ansehen zu verschaffen, das ihn nach seiner Vergangenheit, nach seiner Größe und nach seiner Bedeutung gebührt."
Diese Würdigung erschien im Aprilheft 1933, und dies, obwohl Hindenburg den Nazis mit Hitler an der Spitze bereits am 30. Januar des gleichen Jahres die Macht übertragen hatte und das Tor zur Diktatur und Gleichschaltung fahrlässig geöffnet hatte.
Der FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE DARMSTADT e.V. startet am 15. Dezember 2014 ein auf zwei Jahre angelegtes Benefiz-Spendenprojekt "DARMSTADT braucht einen Dr.Karl Hess-Platz vorm Merck-Stadion am Böllenfalltor!" - und will sich nun für diesen Platz vorm neuen Fußballstadion stark machen, nach Mainzer Vorbild: Dort benannte man die Mainz 05-Coface-Arena am Europalkreisel in Eugen-Salomon-Weg - nach dem ebenfalls von den Nazis gemobbten und aus dem Amt gejagten deutsch-jüdischen Präsidenten der 05er. Zudem will der FÖRDERVEREIN LIBERALE SYNAGOGE DARMSTADT e.V. Spenden sammeln für eine Erinnerungstafel zu Ehren von Dr. Karl Hess, die auf dem Karl-Hess-Platz in spe in Zukunft ihren Platz finden soll.
Aus: Martin Frenzel: Eine Zierde unserer Stadt, Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Liberalen Synagoge Darmstadt, Darmstadt Justus-Liebig-Verlag 2008.
Lebensmittel-Großhandlung Gebrüder Adler: Sogar mit eigener Kaffeemarke
Howard Adler war mit seiner Mitglied der Orthodoxen Jüdischen Gemeinde, die in der Bleichstraße in der Orthodoxen Wickopschen Jugendstilsynagoge Bleichstraße ihren Sitz hatte.
Geboren wurde er am 11.Juli 1917 in Darmstadt, damals unter dem Namen Hans Siegfried Adler.
Auszug aus dem Buchbeitrag von Martin Frenzel:
"'Als ich geboren wurde, kämpfte mein gerade fürs VATERLAND (Adler schreibt in seinen auf Englisch verfassten E-Mail-Antworten dieses Wort selbst auf deutsch und in großen Buchstaben) - und zwar an der russischen Front. Er erhielt später das Eiserne Kreuz.'
Seine Damilie habe der Orthodoxen Gemeinde angehört und die Jugendstilsynagoge in der Bleichstraße besucht - mit dem Rabbiner Mertzbach. 'Ich ging in die Jüdische Schule und und wurde da von Herrn Wahrhaftig unterrichtet.' Adler weiter:
"Dr. Karl Heß musste 1933 Deutschland wegen den Nazis verlassen." (...)
In der Sportgeschichtsschreibung neueren Datums werde wieder entdeckt, was über Jahrzehnte lang gerne verschwiegen, und was scheinbar ebenso gerne vergessen worden sei: Die Geschichte vieler Sportvereine in der NS-Zeit und die Tatsache, dass so mancher Sport- und Fußballpionier deutsch-jüdischer Herkunft war.
Ein Beispiel sei Walther Bensemann, der Gründer des „kicker“. (...)
Wörtlich heißt es in der Mitgliederzeitung der "Lilien" weiter:
"Doch eine Reihe von Sportvereinen beschäftigen sich neuerdings intensiv mit ihrer Rolle in den Jahren der Nazi-Herrschaft.
Borussia Dortmund war einer der ersten Vereine. Auch weniger rühmlicher Seiten der eigenen Geschichte werden der Ehrlichkeit und der Ernsthaftigkeit der Aufklärung Willen, in Kauf genommen.
So wies beispielsweise der TSV 1860 München schon einige Jahre vor der Machtergreifung eine Nähe zur NS-Bewegung auf."
Von anderen Klubs wie Bayern München oder der Frankfurter Eintracht sei bekannt, heißt es in der Zeitschrift der Lilien weiter, "dass sie als „Judenklubs“ bezeichnet wurden", weil unter ihren Mitgliedern und Gönnern eine Reihe von Deutschen jüdischen Glaubens gewesen seien.
So sei der SV Darmstadt 98, schreibt der Autor, "in der NS-Zeit keinen einfachen Weg gegangen."
Und weiter: "Als einziger Darmstädter Verein hat er in diesen Zeiten der absoluten Gleichschaltung widerstanden. Führende Funktionäre des SV98 standen zudem den neuen Zeiten distanziert gegenüber. Die Folge war für den Verein, dass er von jeglicher staatlicher Förderung ausgeschlossen wurde."
Ein früher Beleg für diese Haltung im Verein sei "sicherlich auch die Amtszeit von Dr. Karl Heß, der von 1928-33 Vorsitzender des SV98 war. Während die Nazis ihre Hetztiraden gegen die Juden immer weiter verstärkten, wählten sich die Lilien einen Mitbürger mosaischen Glaubens zum Vorsitzenden." Der Verfasser sieht darin "(ein) Zeichen dafür, dass der SV98 alles andere als ein Sammelbecken von NS-Parteigängern war."
So sei beim SV98 "eine Idee vom Sport gepflegt (worden), die weit entfernt war vom militärischen Drill der Nazis, sondern sich eher am Gedanken der gesellschaftlichen Verantwortung und der idealistischen Jugendpflege orientierte."
"Wer aber war dieser Dr. Karl Heß eigentlich? Er wurde im Jahr 1900 in Darmstadt geboren. Sein Vater hatte ein Spielwarengeschäft in der Elisabethenstraße. Hier war auch der Olympia-Fußballer Heiner Bärenz tätig, so dass der junge Karl auf diese Weise mit dem Sportverein in Kontakt kam. Von Jugend auf betrieb er aktiv Sport und engagierte sich nach der Fusion von Olympia 1898 und Sportklub 1905 im Vorstand des Vereins, wurde 1924 stellvertretender Vorsitzender.
Dr. Heß studierte Jura in Gießen und promovierte 1923 in Heidelberg. 1926 eröffnete er eine Rechtsanwaltskanzlei in Darmstadt.
Dr. Heß wird im Allgemeinen als sehr eloquent und menschlich einfühlsam beschrieben. Er wurde rasch in Darmstadt zu einem gesuchten Anwalt und zu einer bekannten Persönlichkeit. All diese Eigenschaften prädestinierten ihn auch zur Führung des SV Darmstadt 98, die er von 1928 an inne hatte.
Als Vorsitzender des SV98 beschäftigte sich Dr. Heß vor allem mit einer Frage, die den Verein jahrzehntelang begleiten sollte: Bezahlter Sport ja oder nein. In einem Beitrag für die Vereinsnachrichten im Herbst 1930 geht er dieser Frage unter dem Titel „Spesenamateur oder Profi“ nach. Hess sprach sich hier nicht grundsätzlich gegen den Berufsspieler aus.
Da war er zu sehr Realist, als dass er die Entwicklung aufhalten wollte. Ihm ging es um die Chancen- und Risikengleichheit zwischen den finanziell starken Großvereinen und den kleinen und mittleren Clubs, die sich ihre Spielstärke nicht erkaufen konnten. Seine damalige Forderung: Eine klare Trennung im sportlichen Wettbewerb zwischen den Vereinen mit „Spesenamateuren“ zu denen mit „reinen“ Amateuren. Nur so sei der sportlichen Wettbewerbsverzerrung Einhalt geboten. Eine Problematik, die uns heute nur zu bekannt vorkommt, wenn es um die Frage geht, ob man nicht, um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern, die Zweitvertretungen der Profiklubs aus der 3. und 4. Liga entfernen sollte.
1933 ergriffen die Nazis die Macht und entzogen ihm wegen seiner jüdischen Herkunft die Rechtanwaltszulassung. Er emigrierte daraufhin zunächst nach Frankreich, später nach Brasilien. Doch auch nach seiner Flucht hatte Dr. Heß außer in den unmittelbaren Kriegsjahren stets Briefkontakt zu den Darmstädter Freunden beim SV98. So blieb er stets auf dem Laufenden bezüglich der Entwicklung seiner „Lilien“. Umso größer war die Freude, als er 1955 nach 22 Jahren erstmals wieder seine Heimatstadt besuchte. Immer noch hielt er der deutschen Fußballzunft vor, nicht endlich eine richtige Trennung zwischen Amateuren und Profis vorzunehmen. Zudem zeigte er sich begeistert vom brasilianischen Fußball. Da kam ihm das Darmstädter Ballspiel doch reichlich hausbacken vor.
1963 kehrte er dann sogar für einige Jahre nach Darmstadt zurück, wurde juristischer Mitarbeiter des Rechtsamtes der Stadt. 1968 ging er in den Ruhestand, um dann mit seiner Frau wieder nach Brasilien zur Familie seine Sohnes zu ziehen.
Dort starb er am 15. April 1975. Dr. Karl Heß, war, ist, und bleibt für immer einer der großen, wichtigen Vertreter unseres SV Darmstadt 98."
Thomas Waldherr (mit Material von Heinz Wenck)