Zur Ausstellungseröffnung sagte Martin Frenzel, Vorsitzender des Fördervereins Liberale Synagoge, eine zentrale Lehre der Geschichte des Reichsbanners und der Weimarer Demokratie, sei, „dass eine Demokratie nicht nur liberal, sondern auch wehrhaft sein“ müsse.
Nach wie sei das Vermächtnis des prominenten Darmstädter Reichsbanner-Mitglieds Wilhelm Leuschner brandaktuell: „Wir setzen uns … zur Wehr gegen den Missbrauch der demokratischen Freiheiten.“ Von Carlo Schmid stamme der treffende Satz, Demokratie müsse auch den „Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen“. Frenzel verwies darauf, dass zahlreiche prominente Reichsbanner-Aktive aus Hessen gekommen seien, „allen voran die ‚Fantastischen Darmstädter Vier‘: Wilhelm Leuschner, Theodor Haubach, Carlo Mierendorff und Ludwig Schwamb, aber auch der Kasseler Oberbürgermeister und erste Reichsministerpräident der Weimarer Republik, Philipp Scheidemann, oder der spätere legendäre hessische Ministerpräsident Georg August Zinn“. Frenzel: „Wir hoffen, dass zahlreiche Darmstädter Schulklassen und interessierte Darmstädter Bürgerinnen und Bürger sich diese Ausstellung über diese Bürgerwehr für die Demokratie ansehen werden.“
Der Landesvorsitzende des Reichsbanner e.V. Hessen, der Bundestagsabgeordnete Lennard Oehl, erklärte zur Darmstädter Reichsbanner-Vernissage: "Ich freue mich als Landesvorsitzender des Reichsbanners Hessen die Wanderausstellung "Für Freiheit und Republik! 100 Jahre Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im Kampf für die Demokratie" eröffnen zu dürfen. Diese Ausstellung erinnert an die Werte, die auch heute noch unser gemeinsames Erbe und unsere Verantwortung sind: Für die Bewahrung unserer Demokratie einzutreten und Freiheit und Vielfalt zu verteidigen. In Zeiten, in denen Kräfte von Rechts und Links wieder versuchen, unsere liberale Demokratie verächtlich zu machen, ist ein aktives Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold mehr denn je gefragt, um diese zu verteidigen."
COMING SOON: DIENSTAG, 10. DEZEMBER 2024 - FREITAG, 14. FEBRUAR 2025
Wehrhafte Demokratie - Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und die Verteidigung der Weimarer Republik
Wanderausstellung: Für Freiheit und Republik! 100 Jahre Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im Kampf für die Demokratie (1924 bis 1933)
Eine Ausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Zusammenarbeit mit dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.
V
100 Jahre wehrhafte Demokratie, 100 Jahre Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold (gegründet 1924):
Mit mindestens 1,5 Millionen Mitgliedern war das 1924 gegründete Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold die größte demokratische Organisation der Weimarer Republik. In den Jahren zuvor war die junge Republik Angriffen von Rechts- und Linksextremisten ausgesetzt. Politische Morde und Aufstandsversuche erschütterten die Demokratie.
Im Reichsbanner engagierten sich Parteilose sowie Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), der liberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und der
katholischen Zentrumspartei (Zentrum). Ziel des Bundes war es, die Demokratie gegen ihre Feinde zu verteidigen. Als Gegner standen dem Reichsbanner Nationalsozialisten, Monarchisten und Kommunisten gegenüber.
Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer e.V. wird nach den schweren politischen Unruhen des Jahres 1923 als parteiübergreifende Organisation zum Schutz der Weimarer Republik im Jahr 1924, vor genau 100 Jahren, gegründet. Anders als der Wehrverband Stahlhelm oder der Rote Frontkämpferbund engagieren sich seine Mitglieder nicht gegen sondern für die noch junge deutsche Demokratie. Der Verband will eine demokratische und republikanische Staatsgesinnung in der Bevölkerung verankern. Erklärtes Ziel ist die Festigung der Republik und die Achtung der Verfassung. Schnell entwickelt sich das Reichsbanner zu einer Massenorganisation, nach eigenen Angaben mit bis zu dreieinhalb Millionen Mitgliedern.
Nach dem Wahlerfolg der Nazis 1930 verstärkt das Reichsbanner seinen Einsatz gegen die nationalsozialistische Gewalt und schließt sich Ende 1931 mit Gewerkschaften,
SPD und Arbeitersportorganisationen zur Eisernen Front zusammen. Doch mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 ist die Niederlage der Republikaner besiegelt.
Das Reichsbanner wird verboten, seine Aktivisten werden verfolgt, inhaftiert und gewaltsam ins Exil getrieben.